Erde für den Gemüsegarten: Welche und wie viel brauche ich?

Wenn man einen Gemüsegarten neu anlegt, wird man schnell merken, dass man einiges an Erde braucht, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nur woher bekomme ich die Erde? Welche Erde soll ich nehmen? Wie viel kostet mich das Ganze? In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen mit euch

Woher kommt die Erde?

Mutterboden entsteht nur sehr langsam und ist sehr wertvoll, weil er sehr fruchtbar ist und die Grundlage für alle lebenden Pflanzen bildet. (aus dem Beitrag „Bodenanalyse mit der Schlämmprobe„). Heute habe ich eine Reportage zum Thema Boden gesehen: es dauert ca. 15.000 Jahre bis eine Erdschicht von 1m entstanden ist.

Erde kaufen

Man kann Erde kaufen oder selber herstellen. Gekaufte Erde ist immer mit Transportaufwand verbunden. Kauft man Sackware hat man zusätzlich noch Müll. Bei gekaufter Erde weiß man nicht genau, was alles enthalten ist. Es können Rückstände von irgendwelchen Giften oder synthetischen Düngemitteln (unsichtbar) enthalten sein. Aber auch Fremdstoffe (sichtbar), z.B. Glassplitter oder Mikroplastik, sind möglich.

Kompost

In einem Permakulturgarten ist ein Komposthaufen, in dem Mikroorganismen und Bodenlebewesen die Pflanzenreste in Humus umwandeln, unerlässlich. Leider schrumpft das ganze organische Material bei der Verrottung ziemlich zusammen, so dass aus 1 m³ Gartenabfällen am Ende nur ca. 0,25 m³ Kompost entsteht. Ich komme im Jahr nur auf ca. 0,3m³ Kompost. Von der Grünmasse her, die in unserem Garten anfällt, könnte ich mehr Kompost bekommen, allerdings verteile ich einen Teil als Mulchschicht direkt auf die Beete (Flächenkompostierung).

Mutterboden

Bei der Umgestaltung eines Gartens darf immer wieder eigener, gewachsener Mutterboden neuen Gestaltungsideen weichen. Mutterboden ist kostbar. Deshalb arbeite ich ihn auf und verarbeite ihn weiter.

  • Wir haben zum Beispiel 2022 einen Parkplatz vor dem Haus anlegen lassen. Vorher war dort eine Wiese. Ich habe den Gala-Bauer gebeten, die obere Erdschicht nicht wegzufahren, sondern bei uns zu lassen.
  • Selbst wenn man nur ein paar Gehwegplatten verlegt, entsteht Aushub.
  • Bei dem ein oder anderen Beet, z.B. unserem Beerenbeet, hat sich herausgestellt, dass der Standort doch nicht ideal war. Deshalb habe ich die Beete aufgelöst. Die oberste, gute Erdschicht habe ich abgetragen.

Diese ganze Erde sammle ich und verwende sie woanders wieder. Zum Glück haben wir einen naturnahen, etwas unordentlichen Garten, so dass ein Haufen Erde in einem Garteneck als Sammelstelle nicht sonderlich stört. Natürlich ist es mit Arbeit verbunden, die Erde von den Grassoden zu trennen, zu sieben und überall zu verteilen. Aber Erde irgendwo holen ist für mich mindestens genauso aufwändig und weniger nachhaltig.

Manchmal wird auch Erde oder Aushubmaterial verschenkt. Man sollte schauen wie die Qualität ist, aber theoretisch ist das auch eine gute Möglichkeit, um an Mutterboden zu kommen.

Die Qual der Wahl bei der Erdenauswahl

Braucht man Erde führt meist einer der ersten Wege in den Baumarkt. Die Auswahl ist riesig. Für alle möglichen Anwendungsfälle gibt es Erde (Blumenerde, Tomatenerde, Gemüseerde, Universalerde, Anzuchterde, Graberde, Pflanzerde…). Dann gibt es noch die Möglichkeit Bioerde oder torffreie Erde zu wählen. Oft wird man dazu noch von den hohen Preisen überrascht. Ich war am Anfang überfordert und habe mich unvorbereitet oft für eines der billigsten Produkte mit Torf und mineralischem Dünger entschieden. Im Nachhinein würde ich das nicht mehr machen. Das passt ja auch überhaupt nicht in einen Permakultur-Garten.

Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an torffreien Erden, aber wie man sieht, kostet sie auch doppelt so viel wie eine billige Erde mit Torf. Möchte man dann auch noch eine Bio-Spezialerde ist man dann schon fast beim 3-fachen Preis. Nur als Beispiel: Möchte man ein 1x2m Hochbeet 10cm mit einer Bio-Universalerde auffüllen, ist man 60€ los. Da verzichte ich doch lieber auf die ganzen kreativen Inhaltsstoffe wie Kokosmark, Kokosfaser, Perlite, Tonmineralien sowie die Startdüngung und bleibe bei meinem Kompost aus dem Kompostwerk. Da kostet die oben genannte Hochbeetfüllung nur 12€. Außerdem kann man in größeren Mengen auch Erde lose kaufen und vermeidet damit das Verpackungsmaterial.

Torfhaltige Erde sollte nicht in die Gartenbeete kommen. Die positive Wirkung des Torfs geht verloren, weil er sich stark mit der bestehenden Erde vermischt. Hier gibt es bessere Alternativen um die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu verbessern (z.B. Kompost, Pflanzenkohle).

Wie viel Erde habe ich bereits im Garten vergraben?

Hier habe ich meine Beete und deren Entstehung beschrieben. Die meisten Beete sind 2020 und 2021 entstanden. Unser Boden ist ziemlich lehmig. Um trotzdem sofort eine schöne Ernte zu bekommen, sind bei mir alle Beete mind. 10cm erhöht.

Wir haben 2020 ca. 1,5m³ Erde im Kompostwerk geholt. Das meiste davon habe ich für mein erstes Gemüsebeet und meine erste Sonnenfalle verwendet. Die gekaufte Erde war richtig schön und hat unseren lehmigen Boden aufgebessert.

2021 haben wir nochmals ca. 1,5m³ Erde geholt und zusätzlich noch von Bekannten eigenen Kompost (ca. 1,3m³) bekommen. In diesem Jahr hatten wir kein Glück mit der Erde aus dem Kompostwerk, sie war so lehmig wie unser eigener Gartenboden. Somit war sie zwar Füllmaterial, aber nicht unbedingt Bodenverbesserer. Mit dem geschenkten Kompost war es ähnlich. Der Kompost von unseren Bekannten war zum Teil schon sehr lange herumgelegen und hat auch viel Müll (v.a. Verpackungsmaterial, Knochen) enthalten. Wird Kompost zu lange abgelagert verliert er seine positiven Eigenschaften und Müll will natürlich auch keiner im Garten haben. Im Endeffekt war alles nicht so schlimm. Wir hatten genug Füllmaterial, der Boden wird mit jedem Jahr besser und den Müll habe ich so gut wie möglich entfernt.

Aushub vom Bau unseres Parkplatzes: So konnte ich 2022 unser neues Beerenbeet, ein weiteres Hochbeet, ein weiteres Gemüsebeet und die Erweiterung unseres bestehenden Gemüsebeetes mit eigener Erde realisieren. Dafür habe ich gut 2 m³ gebraucht.

WinWin: Erdbedarf reduzieren und Boden verbessern

Nachdem ich 2021 entschieden hatte, keine Erde mehr aus unserem Kompostwerk zu holen, musste ich mir überlegen, wie ich trotzdem meine neuen Beete befüllt bekomme. Tatsächlich war das problemlos möglich. Positiver Effekt: Mein Boden und meine Pflanzen danken es mir, weil ich nicht nur die Beete befülle, sondern gleichzeitig den Boden mit Humus und Nährstoffen versorge.

Mulchbeete

Was habe ich gemacht? Ich habe meine Beete in einen Komposthaufen verwandelt und Mulchbeete angelegt. Im Herbst habe ich die Rasenfläche mit Karton ausgelegt, um Unkraut zu unterdrücken, und darauf alle möglichen Gartenabfälle verteilt. Im Herbst gibt es davon zum Glück genug. Oben drauf habe ich eine Schicht Erde verteilt. Im ersten Jahr baue ich darauf gerne Kartoffeln an, weil sie den Boden tiefgründig auch über die Grasnarbe hinaus lockern. Im zweiten Jahr habe ich dann feinkrümeligen, lockeren und humusreichen Boden. Einziger Nachteil dieser Methode ist, dass das Grünmaterial bei der Zersetzung ziemlich viel Volumen verliert und man im Folgejahr gegebenenfalls nochmals Erde nachfüllen muss. Bei solchen leicht erhöhten Beeten hält sich das aber in Grenzen.

Möchte man aus einer Rasenfläche ein Beet machen und hat gar keine Erde zur Verfügung, würde ich im Herbst die Grasnarbe abstechen und ausklopfen. Dann kommen die Grassoden umgedreht auf den Boden, oben drauf feines Grüngut, das sich schnell zersetzt (z.B. Häcksel, Laub und Rasenschnitt) und als letzte Schicht die abgeklopfte Erde mit etwas Kompost. Direktsaat würde ich im ersten Jahr noch nicht machen, aber kräftige Setzlinge, die man in ein Loch mit ausreichend Erde pflanzt, funktionieren. Das habe ich schon mit Kohl ausprobiert.

Hochbeet nachfüllen mit Grüngut

Bei der Befüllung eines Hochbeetes ist gut die Hälfte Grüngut, das bei der Zersetzung viel Volumen verliert. In den ersten Jahren muss man jedes Jahr 10-15cm auffüllen. Um hier Erde zu sparen, schiebe ich die obersten 10cm zur einen Seite und fülle mit Grüngut und grobem Kompost auf. Dann kommt die oberste Erdschicht wieder drauf. Danach ist die andere Seite dran. Das funktioniert echt gut und ich habe das Hochbeet automatisch wieder mit neuen Nährstoffen versorgt.

Bei meinen Pflanzsäcken kommt auch als unterste Schicht Grüngut (ca. die Hälfte) hinein und oben drauf Erde und Kompost.

Wichtig bei diesen Methoden ist, dass man in seinem Garten ausreichend Fläche hat, die Grüngut abwirft. Zum Beispiel Wiese oder Gehölze.

Hat sich der Inhalt eines Hochbeetes nach ein paar Jahren vollständig zersetzt, könnte man sich auch überlegen das Hochbeet neu zu befüllen, wenn man eine größere Menge Erde benötigt und ausreichend organisches Material für die Befüllung hat.

In meinem Beitrag „Wie mache ich den Boden fruchtbar“ findet ihr weitere Informationen zum Thema Bodenverbesserung.

Wie viel Erde brauche ich jedes Jahr?

Aktuell habe ich keine weiteren Beetanlagen geplant, aber Erde braucht man doch jedes Jahr. Bestehende Beete und Pflanztröge müssen aufgefüllt und wieder mit Humus/ Kompost zur Bodenverbesserung versorgt werden. So brauche ich jedes Jahr knapp 0,6 m³ Erde. Und das obwohl ich bei meinen bestehenden Beeten schon nur mit einer Kompostgabe von 1cm/m² (10 l/m²) rechne. Eigentlich sollte man Beeten mit Starkzehrern 30 l/m² zuführen. Da ich aber fleißig das ganze Jahr über mit organischem Material mulche, reichen meiner Meinung nach auch 10 l/m².

Wie bekomme ich die Erde jedes Jahr zusammen?

  • 0,3 m³: eigener Kompost
  • 0,16 m³: Kompost aus dem Kompostwerk (4x40l-Säcke). Dieser Kompost ist nicht aus dem Kompostwerk aus unserer Nähe, sondern lasse ich mir von meinen Eltern mitbringen. Hier war ich mit der Qualität bisher immer zufrieden. Vielleicht schaffe ich es die Menge an zugekauftem Kompost irgendwann noch zu reduzieren. Ganz darauf verzichten möchte ich nicht. Vor allem im Gewächshaus verwende ich ungern eigenen Kompost, weil Schneckeneier enthalten sein könnten.
  • 0,12 m³: u.a. Maulwurfshügel-Erde, Erde vom letzten Jahr aus Pflanztöpfen, aufbereiteter Mutterboden

So mache ich meine Anzuchterde selber

Mit der Erde für die Pflanzenanzucht hatte ich schon so einige Probleme. Die gekaufte Anzuchterde hatte teilweise recht große Stückchen drinnen und war teilweise so trocken, dass sie das Wasser nur schwer wieder aufgenommen hat. Zum Pikieren habe ich mal einfach Mutterboden genommen. Das ist auch schief gelaufen. Deshalb mische ich mir meine Erde jetzt immer selber. Für die Anzuchterde zum Säen mische ich Kompost mit Sand und Maulwurfserde (alles gesiebt). Zum Pikieren von Paprika, Aubergine und Tomate mische ich letztjährige Erde aus den Pflanztöpfen mit Kompost und Maulwurfserde (alles gesiebt). Kürbisgewächse säe ich direkt in gesiebten Kompost.

Ich sterlisiere nichts und bisher hatte ich nie Probleme. Eigentlich wollte ich auch etwas zum Sinn und Unsinn von spezieller Anzuchterde schreiben, aber dann habe ich in einem anderen Gartenblog einen Beitrag zum Thema Anzuchterde gefunden, dem ich voll zustimme.

Jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Beete anlegen und auffüllen. Seid kreativ, schätzt und nutzt das was ihr bereits im Garten habt. Die Permakutlurprinzipien „Integrieren statt trennen“ und „Produziere keinen Abfall“ sind hier finde ich passend.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert