Pflanzenleuchte zur Pflanzenanzucht

Eine Pflanzenleuchte zur Pflanzenanzucht? – es geht auch ohne, aber mit ist es für mich deutlich entspannter.

Drei Jahre habe ich die Anzucht von Paprika, Auberginen und Tomaten ohne Pflanzenleuchte irgendwie geschafft. Die Betonung liegt auf „irgendwie“. Nicht immer hatte ich Mitte Mai gesunde und robuste Pflanzen. Vor allem Paprika und Auberginen haben sich bei mir als sehr empfindlich herausgestellt. Deshalb habe ich mir für die Anzucht dieses Jahr eine Pflanzenleuchte gegönnt. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit euch.

Ich habe mich schnell für eine Anzuchtleuchte im unteren Preissegment entschieden, weil ich der Meinung bin, dass das für meinen Bedarf ausreicht. Dieses Video hat mir bei der Entscheidung sehr geholfen.

Hinweis: Alle Messungen zur Lichtintensität habe ich mit einer Handy-App gemacht. Ich sehe die gemessenen Werte als Vergleichswerte, nicht als Absolutwerte an. Ab 20.000 Lux schwanken die Werte schnell um mehrere Tausend Lux, weshalb ich bei meinen Auswertungen maximal 20.000 Lux angenommen habe.

Faktoren für kräftige Setzlinge

Die Informationen für dieses Kapitel habe ich aus dem Buch „Clever Gärtnern leicht gemacht“ von Nikolay Kurdyumov. Kernaussage ist, dass man den Setzlingen gleich von Anfang an mitgibt, ob sie im Leben schlechte oder gute Karten haben werden. Können Sie bereits von Kindesbeinen an bei idealen Bedingungen wachsen, wollen sie leben und werden uns eine reiche Ernte bescheren.

  • Licht ist das wichtigste Element. Davon können Setzlinge fast nie genug bekommen. Für eine normale Entwicklung brauchen Setzlinge eine Lichtintensität von 8.000 Lux, am besten für 15-16 Stunden/ Tag.
  • Platz: Als Beispiel sind hier die Wurzeln zu nennen. Haben sie nur wenig Platz im Anzuchtgefäß, verschlingen sich die Wurzeln ineinander. Die Pflanzen denken, sie haben zu wenig Platz, blühen schnell und bilden schnell noch ein paar Samen aus. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen hohen Ertrag.
  • Wärme: Die Wärme bestimmt die Wachstumsrate. Die beste Temperatur für Gemüsepflanzen sind 20-24°C. So wachsen sie nicht zu schnell und haben die Möglichkeit zu kräftigen Pflanzen heranzuwachsen.
  • Luftfeuchtigkeit: 70-80% sind hier ideal. Ist die Luftfeuchtigkeit zu gering, müssen die kleinen Setzlinge große Mengen an Wasser umwälzen. Das tut ihnen nicht gut – die kleinen Wurzeln können das noch nicht bewerkstelligen.
  • Bodenzusammensetzung, Düngung und Bewässerung: Hier gilt der Grundsatz lieber unterversorgt als überfüttert oder überbewässert. An die jungen Wurzeln muss noch ausreichend Luft kommen.
  • Abhärtung: Während der Abhärtung werden die Setzlinge an die Bedingungen gewöhnt, wo sie später wachsen sollen. Sie aktivieren Abwehrmechanismen und werden für den Überlebenskampf programmiert. Gewächshauspflanzen können also im Gewächshaus abgehärtet werden. Pflanzen für das Freiland sollten auch im Freiland abgehärtet werden.

Wie man sieht sollten, idealerweise ganz schön viele Punkte bei der Anzucht berücksichtigt werden. Im Folgenden schauen wir uns das Thema „Licht“ genauer an.

Wie viel Licht braucht ein Setzling?

Damit eine Pflanze überhaupt wächst, sind mind. 1000 Lux nötig. Das ist für die Jungpflanzenanzucht viel zu wenig.

Mindestens 7000 Lux sind nötig, dass eine Pflanze anfängt zu blühen.

Ideal sind 8.000 – 10.000 Lux, um robuste und gedrungene Setzlinge zu bekommen.

Hier sieht man eindeutig welchen Einfluss die Lichtintensität auf die Setzlinge hat. Während dem Urlaub habe ich alle Setzlinge nach der Keimung (insgesamt ca. 50) unter die Anzuchtlampe in den Keller gestellt. Dafür musste ich die Leuchte höher hängen, um den nötigen Platz zumindest annähernd ausreichend auszuleuchten (5000 Lux). Trotz relativ niedriger Temperaturen haben die Setzlinge (Bild links) in den zwei Wochen ziemlich lange Stängel bekommen. Nach dem Pikieren hatte ich einen Teil der Setzlinge im Keller unter der Pflanzenleuchte bei ca. 9000 Lux stehen und aus Platzgründen den Rest unter dem Dachfenster bei ca. 5000 Lux. Die Pflanze unter der Anzuchtleuchte ist richtig schön dunkelgrün und der Stängel dick und stabil.

Woher bekomme ich das Licht?

Lichtintensität nach Standort – Momentaufnahme

Bsp.: bewölkter Tag mit durchlässiger Wolkendecke (nachmittags, Anfang Mai)

  • Draußen Freifläche: 15.000 Lux
  • Draußen Schatten: 5.000 Lux
  • Gewächshaus mit Doppelstegplatten: 8.000 Lux
  • Dachfenster Süd: 10.000 Lux
  • Dachfenster Nord: 9.000 Lux
  • Fenster Gästezimmer: 5.000 Lux
Dauer der Lichtintensität

Dann ist mir noch eine weitere Problematik aufgefallen, wenn man seine Pflanzen an einem Fenster vorzieht: die Dauer der idealen Lichtintensität. Die Momentaufnahme zeigt, dass, sobald ausreichend Sonne durchkommt, auch ein normales Fenster ausreichend sein kann zur Anzucht. Sobald aber Wolken aufziehen, fehlt Licht. Sigmaringen hat im April durchschnittlich 5,4 Sonnenstunden/Tag, im März sogar nur 4. Die Setzlinge brauchen aber eigentlich eher mindestens 12h ausreichend Licht. Auf Dauer ist ein Fenster also nicht ideal. Eine Pflanze möchte auch mal Ruhen, deshalb darf sie nicht rund um die Uhr beleuchtet werden. Eine Lichtpause von mind. 8h sollte eingehalten werden.

In diesem Diagramm habe ich beispielhaft die Lichtintensitäten über einen Tag mit frühs Sonne und nachmittags Regen dargestellt. Solange die Sonne scheint ist an allen Standorten ausreichend Helligkeit vorhanden. Sobald Wolken aufziehen nimmt die Helligkeit an einem vermeintlich hellen Fenster im Haus stark ab und ist nicht mehr ausreichend für die Jungpflanzenanzucht. Unter einer Pflanzenleuchte haben die Jungpflanzen über die eingestellte Beleuchtungsdauer konstant ausreichend gute Lichtverhältnisse.

Lichtintensität an meinen Anzuchtstandorten

Die ideale Lichtintensität von 8.000 – 10.000 Lux kann man an vielen Stellen im Haus auch ohne Anzuchtleuchte erreichen. Die Frage ist nur für wie lange. Bei allen Fenstern ist mir aufgefallen, dass, sobald sie direkte Sonneneinstrahlung haben, die Setzlinge mehr als genug Licht abbekommen. Vorausgesetzt die Setzlinge stehen direkt am Fenster. Schon wenige Zentimeter Abstand führen dazu, dass die Lichtintensität rapide abnimmt (20 cm Abstand = 50% weniger Lichintensität). Nur ein helles Dachfenster reicht also nicht aus, man muss es auch schaffen die Pflanzen direkt darunter zu positionieren.

Laut Herstellerangaben sollte das Pflanzenlicht, das ich gekauft habe, für 1m² reichen. Das reicht auch, wenn man sich mit 5000 Lux zufrieden gibt. Um sehr gute Lichtverhältnisse für die Setzlinge zu erreichen, reicht eine solche Pflanzenleuchte aber nur für 1-2 Quickpot-Platten (0,25m²).

Meine bisherige Pflanzenanzucht ohne Pflanzenleuchte

Bisher habe ich immer erst Mitte März mit der Pflanzenanzucht gestartet. Da hat der Tag dann immerhin schon 12 Stunden, ideal für Tomaten und Co. sind theoretisch 16 Stunden. Das ist bei uns nur Mitte Juni der Fall.

Ich habe kein helles Fenster, an dem eine Anzucht möglich ist. Das Südfenster in unserem Gästezimmer reicht nur zum Keimen. Unter unsere Dachfenster kann ich nur Pflanzen stellen, wenn wir nicht zu Hause sind. Deshalb habe ich die Pflanzen so oft es ging tagsüber in das Gewächshaus gestellt, musste Sie aber wegen den niedrigen Temperaturen nachts meist wieder rein holen. Das war viel Arbeit und nur möglich, weil ich 2020 und 2021 wegen Corona viel im Homeoffice war. Die Temperaturen waren oft (auch im Gewächshaus) erst gegen 10 Uhr hoch genug, dass ich die Setzlinge guten Gewissens raus stellen konnte. Wenn ich ins Büro muss, gehe ich in der Regel schon vor sieben aus dem Haus. Da hatte es oft noch Minusgrade.

2023 kam unser zweites Kind Ende April. Da hatte ich natürlich anderes zu tun, als Setzlinge durch die Gegend zu tragen. Ich habe also nur darauf geachtet, dass die Setzlinge keinen Frost abbekommen. Teilweise war es viele Tage hintereinander auch im Gewächshaus unter 15°C. Das hat den Setzlingen nicht gefallen. Sie haben Läuse bekommen und ich konnte nicht ausreichend Abhilfemaßnahmen dagegen ergreifen. Die Tomaten haben es irgendwie überlebt, man hat aber die ganze Saison über gemerkt, dass sie nicht so robust waren wie die Jahre zuvor. Paprika und Auberginen waren Mitte Mai noch so mickrig, dass ich entschieden habe, Setzlinge zu kaufen.

Auch dieses Jahre hatte ich keine Zeit, Setzlinge täglich durch die Gegend zu tragen: Haushalt, Arbeit, zwei Kinder und drei Wochen Urlaub haben mir die Entscheidung für eine Pflanzenleuchte leicht gemacht. Und es hat sich gelohnt.

Meine „Anzuchstation“

Eine Anzuchtstation mit Regalen, Heizmatten, vielen Leuchten und ggf. noch einem Anzuchtgewächshaus drumherum ist für meine Anzucht nicht nötig. Ich habe die Setzlinge auf einem Tisch stehen und die Leuchte hängt von der Decke. Alles was nicht kälteempfindlich ist (z.B. Kohlrabi und Salate) stelle ich nach der Keimung ins Gewächshaus. Dafür brauche ich also keine Leuchte. Sollte das mal schief gehen, kaufe ich diese kleinen Setzlinge auf dem Markt.

Tatsächlich war es gar nicht so einfach einen Platz für die Anzuchtlampe zu finden:

  • Unsere zwei kleinen Kindern dürfen nicht ran kommen. – Also fällt eigentlich alles im Wohnbereich raus, weil wir alle Zimmer irgendwie nutzen und die Kinder rein können.
  • Man muss eine Möglichkeit haben die Lampe aufzuhängen. Im Wohnbereich hätte ich dafür nicht extra ein Loch in die Decke bohren wollen und ein Gestell/ Regal zum Aufhängen wollte ich auch nicht extra besorgen.
  • Nach der Keimung sind Temperaturen um die 20°C ideal. Im Wohnbereich ist es also meistens eigentlich zu warm und Im Keller zu kalt.
  • Wir haben aber nur im Keller Platz. In dem Raum, in dem unser Pufferspeicher steht, hat es immerhin 17-18°C. Das habe ich für ausreichend gehalten. Sobald die Temperaturen draußen über mehrere Tage tagsüber 15-20° hatten, durften die Pflanzen nach draußen. Für die Tomaten waren die 17-18°C vollkommen ausreichend. Paprika und Auberginen wollten nicht so wirklich wachsen. Ich hoffe sie holen das wieder auf, wenn sie in den Beeten stehen und es endlich schön warm wird.

Kosten: Lohnt sich eine Anzuchtlampe?

Im Folgenden gehe ich davon aus, dass ohne Anzuchtlampe eine Anzucht von Tomaten, Paprika und Aubergine nicht möglich wäre. Diese Kulturen sollten schon Mitte Februar bzw. Mitte März gesät und somit recht lange versorgt werden, bis sie endgültig nach draußen können. Ich betrachte nur diese Kulturen, weil hier Setzlinge vom Gärtner mittlerweile ca. 5€ kosten. Insgesamt benötige ich ca. 30 Setzlinge – gekauft wären das 150€. Selbst vorgezogen komme ich mit meinen Annahmen auf 105,35€.

Anzuchtleuchte: Vingo 45 Watt LED-Pflanzenleuchte

  • Preis: 25 €
  • Ausreichend ausgeleuchtete Fläche: ca. 0,25 m²/ 30 Pflanzen (In der Beschreibung ist 1m² angegeben, das ist meiner Meinung nach zu viel)
  • Lebensdauer: 10 Jahre
  • Strombedarf: 45W
  • Beleuchtungszeit/Jahr: 60 Tage für 12 Stunden
  • Stromkosten: 0,35 €/kWh

Somit kosten mich Leuchte und Strom 11,34€/ Jahr. In Realität ist es bei uns weniger weil wir einen Großteil des Stromes über unsere PV-Anlage mit Batteriespeicher abdecken.

Saatgut gewinne ich zum Großteil selbst, würde ich es komplett kaufen, kämen noch einmal ca. 5€ dazu.

Möchte man noch seine Arbeitszeit berücksichtigen, würden mit meinen Annahmen (Zeitbedarf für Säen, Pikieren, Setzlingepflege: 7h, Mindestlohn 12,41€) noch einmal 86,76€ dazu kommen.

Betrachtet man ganz nüchtern die Kosten, lohnt sich eine Anzuchtleuchte auf jeden Fall. Insgesamt möchte ich aber auch bei einem günstigeren Einkaufspreis der Setzlinge nicht auf die Anzucht verzichten. Es ist einfach toll zu sehen, wie aus kleinen Samenkörnern stattliche Pflanzen werden und uns mit vielen leckeren Früchten beglücken. Wichtig ist es, nicht zu früh säen. Der April macht was er will. Das hat er dieses Jahr wieder bewiesen. Die Pflanzen sollten nicht zu lange in den Töpfen bleiben müssen und können viel im Sommer wieder aufholen. Was bringt eine Woche früher ernten, wenn man dafür ein paar Wochen früher säen muss und kranke Pflanzen riskiert? (Säen- der richtige Zeitpunkt)

1 Kommentar zu „Pflanzenleuchte zur Pflanzenanzucht“

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