Der richtige Zeitpunkt zum Säen von Gemüse kann von Gärtner zu Gärtner verschieden sein. Der richtige Zeitpunkt hängt von der gewünschten Erntezeit (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) und der möglichen Anbauzeit in unserem Klima ab (Kälteempfindlichkeit und Lichtbedarf). Wobei hier auch zu beachten ist, welche Hilfsmittel man für das Säen bzw. Vorziehen hat: z.B. einen hellen Ort im Haus, Gewächshaus oder Frühbeet, Pflanzenleuchte, Wärmematte, Zeit für die Pflege der Pflanzen. Und nicht zuletzt ist auch zu beachten, wie Wetter und Klima in der Region sind. Bei uns in Sigmaringen am Rand der Schwäbischen Alb ist es zum Beispiel kälter als bei meiner Mama in Schweinfurt am Main. Das merkt man vor allem im Frühling, weil die Vegetation in Schweinfurt oft 2-3 Wochen voraus ist.
Ich habe keine Pflanzenleuchte, keine Heizmatte und auch nur bedingt Platz auf der Fensterbank. Dafür habe ich ein unbeheiztes Gewächshaus, das letztes Jahr ab Anfang April frostfrei war. Ob das Gewächshaus auch schon früher frostfrei ist, muss ich dieses Jahr erst herausfinden. Wir haben das Gewächshaus erst letztes Jahr Ende März aufgebaut.
In diesem Beitrag erkläre ich euch, wie ich den richtigen Zeitpunkt für das Säen der verschiedenen Gemüse ausgewählt habe.
Kälteempfindliches Gemüse
Kälteempfindliches bzw. wärmeliebendes Gemüse sät man in der Regel einmal im Jahr, meist zwischen Februar und Ende Mai. Die Zeit zwischen Aussaat und Ernte sowie die Wachstumsgeschwindigkeit bestimmen, wie früh man säen sollte. Zu bedenken ist, dass diese Pflanzen einen sehr hohen Lichtbedarf von 12-16 Stunden/ Tag haben. Erst Mitte März ist der Tag bei uns länger als 12 Stunden. Je wärmer die Pflanzen stehen, desto mehr Licht sollte zur Verfügung stehen.
Deshalb säe ich die folgenden Gemüse so früh wie nötig und so spät wie möglich:
- Auberginen und Paprika: Ende Februar/ Anfang März
- Tomaten: Mitte März
- Zucchini, Kürbis, Melone, Gurke: Mitte April
Da Auberginen und Paprika mit 5-6 Monaten sehr lange bis zu den ersten reifen Früchten brauchen, werde ich testen, ob es sich lohnt die Pflanzen für das Gewächshaus bereits Mitte Februar zu säen und Anfang Mai in das Gewächshaus zu pflanzen.
Es ist durchaus möglich, auch Tomaten bereits im Januar zu säen. Ob das Sinn macht muss jeder selber wissen. Dafür ist auf jeden Fall eine Pflanzenleuchte nötig. Ich finde das nicht sinnvoll: für eine 2-3 Wochen frühere Ernte, muss man sich 4-6 Wochen länger um die Setzlinge kümmern (Tomaten im Januar säen). Da suche ich mir lieber schneller wachsendes Gemüse, das ich früher ernten und so die spätere Tomatenernte gut verkraften kann.
Sehr interessant zu diesem Thema finde ich auch die Versuche des Gartengemüsekiosk mit einer Indoorgrowing-Station im Winter. Nur Wärme und Licht scheinen nicht auszureichen, um auch im Winter Gurken und Co. erfolgreich ernten zu können. Die Pflanzen brauchen wahrscheinlich auch ausreichend frische Luft oder die Hilfsmittel haben nicht gereicht.
Weitere Gemüsesorten, die keinen Frost vertragen, sind z.B. Mais, Neuseeländer Spinat, Busch- und Stangenbohnen. Diese kann man entweder ab Mitte April vorziehen oder ab Mitte Mai direkt ins Beet säen. Mais, Neuseeländer Spinat und Stangenbohnen werde ich Ende April vorziehen, die Buschbohnen dann Mitte Mai direkt ins Beet säen. Buschbohnen haben eine kürzere Kulturdauer und können sogar noch bis Juli gesät werden.
Auch Süßkartoffeln vertragen keinen Frost. Sie werden nicht gesät, sondern vegetativ vermehrt. Dazu habe ich bereits letztes Jahr nach der Ernte kleine Süßkartoffelstücke in Wasser bewurzeln lassen. Im Januar habe ich sie in nährstoffhaltige Erde gesetzt und jetzt fangen sie auf der Fensterbank richtig an zu wachsen. Von den neuen Trieben kann man Stecklinge abschneiden und bewurzeln lassen, um so noch mehr Pflanzen zu bekommen.
Frosttolerantes Gemüse
Frosttolerante Gemüse vertragen etwas Frost (meist bis ca. -5°C). Sie können die letzten Fröste im Frühjahr und auch die ersten Fröste im Herbst vertragen, überstehen aber die teils starken Winterfröste in unserem Breiten (-10°C) nicht unbeschadet. Bei dem Sä- und Pflanzzeitpunkt sollte man allerdings im Hinterkopf behalten, dass durch einen Kältereiz im Frühjahr ein frühzeitiges Schossen ausgelöst werden kann. Ein Kältereiz in der Nacht kann durch einen warmen Tag aber auch wieder ausgeglichen werden. Die Schoss-Anfälligkeit ist u.a. vom Wachstumsstadium der Pflanze und der Sorte abhängig. Es ist gar nicht so einfach zu diesem Thema detaillierte Informationen zu finden. Deshalb werde ich es in den nächsten Jahren einfach ausprobieren: Wie früh kann man bei uns bestimmte Gemüsesorten im Gewächshaus und Freiland anbauen? Schossen alle Pflanzen oder nur einzelne? – Im Hobbyanbau kann man bestimmt mehr Schosser tolerieren als im Erwerbsanbau.
In dieser Kategorie ist der Zeitraum, in dem gesät werden kann, meist recht groß (Februar-August). Oft ist auch mehrmals im Jahr eine Aussaat möglich.
- Für viele Gemüsearten gibt es verschiedene Sorten, die sich für den Frühlings-, Sommer- und/oder Herbstanbau eignen (z.B. Salat, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Wirsing, Fenchel, Möhre).
- Manche Gemüsearten werden vorwiegend im Herbst angebaut (z.B. Chinakohl, Radicchio, Endivie).
- Mairüben, Radieschen, Erbsen und Zwiebeln werden vorwiegend im Frühjahr angebaut bzw. gesät.
- Mangold kann fast das ganze Jahr gesät werden.
Im zeitigen Frühjahr achte ich darauf, dass in der Woche nach der Direktsaat möglichst wenig Frost und warme Tage vorhergesagt sind. Wenn es auf den Sommer zugeht, sind eher bedeckte und feuchte Tage hilfreich, damit die Saat nicht so schnell austrocknet.
Diese Säzeitpunkte habe ich dieses Jahr geplant – den genauen Zeitpunkt mache ich vom Wetter abhängig:
- Mitte Februar habe ich bereits Radieschen und Salat ins Gewächshaus gesät.
- Im März kommen dann Spinat, Zuckererbsen (als Blattgemüse) und Mini-Chinakohl ins Tomatendach. Mitte Mai ernte ich das dann ab, damit Platz für Tomaten und Co ist. So habe ich eine Ernte und eine Art Gründüngung.
- Im Hochbeet 1 möchte ich versuchen, ab April möglichst viel direkt zu säen. Zum Schutz vor Kälte und Vögeln werde ich das ganze Beet mit Vlies abdecken.
- Im Laufe des Sommers möchte ich einiges vorziehen, das frosttolerant ist (z.B. Wirsing, Fenchel, Brokkoli, gelbe Beete, Kohlrabi). Das Gemüse ist dann bis Oktober erntereif, kann aber geschützt (z.B. unter Vlies) auch noch bis mind. November im Beet stehen bleiben, bevor man es ernten sollte. Dafür habe ich speziell Sorten ausgewählt, die eine kurze Kulturdauer haben und auch für den Herbstanbau geeignet sind.
Gemüse für den Winter
Im Winter ist es kalt und dunkel. Das sind keine guten Wachstumsbedingungen für Pflanzen. Deshalb muss man Wintergemüse rechtzeitig säen, dass es im Sommer noch ausreichend groß für eine üppige Ernte im Winter werden kann. Die Gemüse, die den ganzen Winter über geerntet werden, müssen auch starke Fröste aushalten können.
Wintergemüse, das langsam wächst und schon von März-Mai gesät werden sollte, sind z.B. Rosenkohl, Grünkohl, Winterlauch, Schwarzwurzel.
Blattgemüse, das nicht so lange zum Wachsen braucht sind z.B. Feldsalat, Postelein, Spinat, Asia Salat und Mangold. Bei diesen Gemüsearten ist es ausreichend sie ab August zu säen. Sät man diese Blattgemüse erst im September/ Oktober keimen die Samen zwar noch, die Pflänzchen bleiben dann aber den Winter über recht klein. Im Februar, sobald die Sonne wieder intensiver und die Tage länger werden, fangen sie an zu wachsen und man kann im zeitigen Frühjahr ernten.
Mein Sä- und Pflanzplan 2022
Hier ist mein Sä- und Pflanzplan für 2022. Er ist eine Orientierung für mich, wann ich was säen sollte. Letztendlich ist vieles auch vom Wetter abhängig und wie ich Zeit habe.
Einblick in mein Gewächshaus
Hier seht ihr, was in meinem Gewächshaus im Winter so wächst und ich zum Teil auch ernten kann (Mangold, Asia-Salat, Spinat, Postelein, Feldsalat, Petersilie, Stangensellerie). Der Borretsch ist von selbst aufgegangen. Der Eissalat ist im Herbst nicht mehr reif geworden – mal schauen ob er es im Frühjahr noch packt. Die Kräuterstecklinge sind zur Überwinterung im Gewächshaus, damit ich sie im Frühjahr pflanzen kann.
