Sorten- und Saatgutauswahl mit Frühlingsgefühlen

„Die ganze Natur ist dazu bestimmt, uns an das Paradies zu erinnern.“ – Thomas Merton

Mein Garten ist gerade mein Paradies. Nach dem teilweise trüben und kalten Winter erwacht der Garten wieder zum Leben.

Während Max in seinem Sandkasten spielt, den wir im Februar aufgebaut haben, habe ich viel Zeit mich an den ersten Frühlingsboten im Garten zu erfreuen. Und ein bisschen etwas zu ernten gibt es auch noch.

Frühlingsgefühle

Mir war gar nicht klar, wie viel bereits im Februar blüht. In unserem Garten dauert es noch ein bisschen, bis sich die Winterblüher angesiedelt haben, aber solange spitze ich gerne zu unseren Nachbarn rüber:

Primeln, Cyclamen, Märzenbecher, Winterlinge, Leberblümchen, Krokusse
Petersilie und Feldsalat haben sich unter der Schneedecke frisch gehalten und kommen jetzt auf den Teller.

Im Garten selbst gibt es zwar noch nicht so viel zu tun, außer sich an den ganzen Blüten zu erfreuen, aber dafür gibt es noch einiges zu planen. Im Januar habe ich mir überlegt, welches und wie viel Gemüse ich dieses Jahr im Garten anbauen möchte. Jetzt muss ich mir noch überlegen:

  • Woher bekomme ich Saatgut?
  • Welche Sorten der Gemüsearten möchte ich anbauen?
  • Besorge ich mir vorgezogene Setzlinge oder ziehe ich die Pflanzen aus Saatgut selber?
  • Wann kann ich was säen und pflanzen?

Mit diesen Fragen habe ich mich an einem trüben Sonntag Nachmittag beschäftigt. Ich habe noch etwas Saatgut vom letzten Jahr übrig, z.B. für Salat, Radieschen, Spinat und Schwarzwurzeln. Das werde ich auf jeden Fall noch aufbrauchen, da Saatgut nicht ewig keimfähig ist. Meistens hält es an sich zwar 4-5 Jahre, bei Schwarzwurzeln aber zum Beispiel nur 1-2 Jahre.

Meine Lieblingsmethode, um an Pflanzen oder Saatgut zu kommen, ist der Austausch mit Freunden und Bekannten. Positiver Nebeneffekt: man hat einen Bezug zu den Pflanzen im Garten und verbindet sie mit schönen Erinnerungen und mit Menschen. Und das ganze für 0€. Natürlich wird man etwas zum Tausch anbieten. Zum Beispiel bekomme ich dieses Jahr alle Tomatenpflanzen in den verschiedensten Sorten von einer Bekannten, dafür kaufe ich mir Saatgut für Paprika und gebe ihr Paprikapflanzen, die sie sonst immer zugekauft hat. Eine Win-Win-Situation. So kommt man auch zu seltenen und traditionellen Sorten. Und viele nützliche Tipps gibt es noch obendrauf. Aber dem Ganzen sind natürlich Grenzen gesetzt und man kommt nicht drum rum, einiges an Saatgut und Setzlingen selber zu kaufen.

Woher bekomme ich Saatgut?

Ein Ziel der Permakultur ist es die biologische Vielfalt zu erhalten. Deshalb sollte man möglichst viel aus samenfestem Saatgut ziehen und möglichst alte, regionale Sorten auswählen, um die Sortenvielfalt der Gemüsearten zu erhalten. Im gewerblichen Anbau werden hauptsächlich sogenannte F1-Hybride als Saatgut verwendet.

Samenfeste Sorten sind nachbaufähig. Das heißt, man kann, wenn man z.B. eine leckere Paprikasorte angebaut hat, Samen aus einer reifen Frucht entnehmen und nächstes Jahr aus diesen Samen eine neue Pflanze ziehen, die die gleichen Eigenschaften hat.

F1-Hybridsorten sind durch eine spezielle Kreuzung aus zwei reinerbigen, möglichst unterschiedlichen Elternpflanzen entstanden. Die erste Generation (F1) dieser Züchtung hat dann besonders gute Eigenschaften, wie z.B. hoher und stabiler Ertrag, einheitliche Früchte und hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Möchte man aus dem Saatgut dieser F1-Generation neue Pflanzen ziehen, darf man sich überraschen lassen, was und ob etwas dabei heraus kommt.

Wie ihr euch vorstellen könnt, ist das Züchten von F1-Hybridpflanzen nichts für jedermann und wird hauptsächlich in Saatgutkonzernen gemacht. Es werden nur wenige Sorten für diese Art der Züchtung ausgewählt. Dadurch bestimmen diese Konzerne, welches Saatgut verfügbar ist und somit auch welches Gemüse bei uns auf den Tisch kommt. Man ist von den Konzernen abhängig. Die F1-Hybride verdrängen die samenfesten, traditionellen Sorten. Ein Kulturgut, das unsere Vorfahren über viele Generationen geschaffen haben, und mit ihm geht die ursprünglich vorhandene Sorten- und Geschmacksvielfalt verloren.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, ab diesem Jahr darauf zu achten nur noch samenfestes Saatgut, das ökologisch vermehrt worden ist, zu kaufen. Also habe ich mir einen Saatgutkatalog von einem Anbieter für samenfestes, ökologisches Saatgut bestellt. Als ich dann das Saatgut bestellen wollte, stand auf der Homepage, dass wegen Corona und der hohen Nachfrage gerade nur Bestandskunden bestellen können und die Lieferzeiten sehr lang sind. Bei einem anderen Anbieter genau das gleiche…Na toll! Zum Glück ist mir dann eingefallen, dass der Waldgarten, bei dem wir letztes Jahr einen Permakulturkurs besucht haben, auch Saatgut anbietet. Das Angebot ist zwar nicht so riesig, aber dann ist es auch nicht so schwierig sich zu entscheiden. Dieser Waldgarten bietet sogar zum Teil selbst vermehrtes Saatgut an. So kann ich die Arbeit des Waldgartens unterstützen. Und eine Woche später konnte ich die Samenpäckchen bereits in der Hand halten.

Welche Sorten der Gemüsearten möchte ich anbauen?

Wenn man das Gemüse aus Samen selbst ziehen möchte, ist die Sortenauswahl riesig. Wenn man fertige Pflanzen in der Gärtnerei oder im Baumarkt kaufen möchte, muss man das nehmen was man bekommt.

Letztes Jahr habe ich mir da keine großen Gedanken gemacht und die meisten Pflanzen von einer Gärtnerei bei uns in der Nähe und bei Bedarf Saatgut im Baumarkt gekauft. Mir ist dabei bereits aufgefallen, dass das so erhältliche Sortenspektrum z.B. von Tomaten nur sehr begrenzt ist: 1 Sorte Cocktailtomate, Fleischtomate, normale Tomate – alles rot. Dabei gibt es weltweit mehrere tausend verschiedene Sorten. Ich werde dieses Jahr auch noch nicht die ausgefallensten Sorten der verschiedenen Gemüsearten anbauen, aber mein Plan für die nächsten Jahre ist auf jeden Fall alles mögliche auszuprobieren.

Hier ein paar Kriterien und Überlegungen zur Sortenauswahl:

  • Ernte-Jahreszeit (Früh-/Sommer-/ Spätanbau)
  • Zeit im Beet (Kulturdauer), Reifedauer
  • geplante Verarbeitung
  • Lagerfähigkeit für den Winter
  • Aussehen/ Farbe

Wer möchte kann daraus eine Wissenschaft machen, dass man über das ganze Jahr verteilt möglichst immer und viel ernten kann. Ich will mich dieses Jahr mit diesem Thema nicht überfordern. Wenn zu viel gleichzeitig reif ist, friere ich ein und was zu wenig ist, kaufe ich zu. Und wenn das Beet mal leer steht, ist auch nicht schlimm.

  • Paprika: Die Blockpaprika, die man überall kaufen kann, haben letztes Jahr ewig gebraucht, bis sie rot geworden sind. Deshalb habe ich nach Sorten gesucht, die früh reifen (z.B. Snackpaprika).
  • Erbsen: Es gibt Mark- und Zuckererbsen. Markerbsen sind die Erbsen, die man überall kaufen kann. Die wollte ich eigentlich anbauen, aber ich wurde davon abgebracht. Das pulen dauert ewig und man hat am Ende nur wenig Ertrag. Zuckererbsen isst man wie grüne Bohnen: viel weniger Ernteaufwand und mehr Ertrag.
  • Lauch: Es gibt Lauchsorten, die sind für den Winteranbau oder den Sommeranbau geeignet. Im Sommer gibt es so viel anderes Gemüse, das nicht winterhart ist, da brauche ich keinen Lauch. Deshalb wähle ich eine Sorte, die für den Winteranbau geeignet ist. Auch für andere Gemüsearten (z.B. Brokkoli, Wirsing, Spinat) gibt es Sorten, die für den Anbau zu bestimmten Jahreszeiten besonders geeignet sind.
  • Kohlrabi: Ich habe im Fernsehen einen Gartenwettbewerb gesehen, bei dem die Teilnehmer die Sorte „Superschmelz“ anbauen mussten. Deshalb will ich dieses Jahr auch den Superschmelz anbauen. Im Nachhinein habe ich noch herausgefunden, dass er sehr gut lagerfähig und im Gewächshaus bedingt sogar im Winter angebaut werden kann.
  • Kürbis: Im Supermarkt gibt es meistens nur den Hokkaido-Kürbis. Der ist so beliebt, weil man die Schale problemlos mitessen kann. Bei den meisten anderen Kürbissorten ist die Schale so hart, dass man ihn schälen sollte. Letztes Jahr habe ich mal versucht andere Kürbissorten zu probieren. Es ist gar nicht so einfach etwas zu bekommen. Immerhin haben wir einen Spaghetti-Kürbis und einen Muskat-Kürbis probiert. Hokkaido-Pflanzen bekommt man überall, deshalb kaufe ich davon eine Pflanze. Zusätzlich hole ich mir vom Waldgarten Samen für die Muskatkürbis-Sorte „Langer von Nizza“. Die sind sehr gut lagerfähig, gut zu schälen und haben nur ein kleines Kerngehäuse und ich erinnere mich dann immer an einen informativen Tag im Waldgarten.
  • Bohnen: Freunde haben uns empfohlen eine Sorte anzubauen, die lila ist, weil man sie beim Ernten besser sieht. Kocht man sie, werden sie grün. Leider gab es kein Saatgut mit lila Bohnen im Waldgartensortiment. Deshalb habe ich für die Buschbohnen einen Bohnenmix bestellt und lasse mich überraschen, was dabei raus kommt. Bei den Stangenbohnen habe ich noch Feuerbohnensamen vom letzten Jahr (Die blühen schön rot) und ich habe Monstranzbohnen bekommen. Eine alte Sorte, die man nicht mehr so leicht bekommt und über die es viele Legenden gibt. Ihren Namen hat sie, weil auf der Bohne eine Zeichnung ist, die an eine Monstranz erinnert.
  • Gurken: Ich möchte die Gurken nur zum Frischverzehr, deshalb pflanze ich Salatgurken an.
  • Mangold: Es gibt Mangold mit bunten Stielen (gelb, orange, rot, lila). Das macht auf dem Teller und im Beet dann optisch etwas her.
  • Zwiebeln: Zwiebeln kann man säen oder als Steckzwiebeln in die Erde stecken. Da die Kulturdauer mit Steckzwiebeln sehr verkürzt ist, ist es für den Hausgarten am einfachsten mit Steckzwiebeln zu arbeiten.

Es gibt noch ein paar Gemüsearten, die in meinem Anbauplan vom letzten Blogeintrag noch nicht enthalten sind (z.B. Feldsalat, Portulak, Spinat, Chinakohl). Diese Gemüsearten kommen ins Beet, sobald Gemüse abgeerntet und wieder Platz ist. Und natürlich habe ich Samen für verschiedene Blumen (z.B. Ringelblumen, Tagetes) und Kräuter (z.B. Dill, Borretsch, Basilikum). Die säe/ pflanze ich dann spontan zwischen das Gemüse, in das Beet vor der Terrasse oder in Töpfe.

Besorge ich mir vorgezogene Setzlinge oder ziehe ich die Pflanzen aus Saatgut selber?

Am wenigsten Aufwand ist es sicher, zur Gärtnerei oder zum Baumarkt zu gehen und Setzlinge zu kaufen. Man weiß dann aber gegebenenfalls nicht, woher die Setzlinge kommen und aus welchem Saatgut sie gezogen wurden, und die Sortenauswahl ist begrenzt.

Es gibt Gemüsearten, die kann man als Direktsaat ab einem bestimmten Zeitpunkt direkt ins Freiland säen und es gibt Gemüsearten, die muss man wegen ihrer langen Kulturdauer im Haus oder an einem anderen warmen, hellen Ort ab Februar/ März vorziehen (z.B. Tomate, Paprika, Aubergine). Es gibt natürlich auch Gemüsearten, da ist beides möglich (z.B. Salat, Kohlrabi). Mit der Anzucht im Haus hat man die Möglichkeit früher im Jahr zu ernten und so seine Beete besser zu nutzen. In unserem Haus habe ich leider nicht viel Platz, an den zu dieser Jahreszeit viel Licht hinkommt. Außerdem habe ich einen sehr neugierigen Max, der die Anzuchtgefäße mit Sicherheit super spannend finden würde. Man kann sich zwar mit Heizmatten und künstlichem Pflanzenlicht aushelfen, aber das ist mir momentan noch zu aufwändig.

Also habe ich mich für dieses Jahr dazu entschieden, was geht direkt ins Beet zu säen (z.B. Bohnen, Erbsen, Zuckermais, Kohlrabi, Salat). Um z.B. Kohlrabi und Salat früher ernten zu können, werde ich für den Anfang Setzlinge in der Gärtnerei kaufen. Die Tomatenpflanzen bekomme ich von einer Bekannten. Paprika ziehe ich dieses Jahr selber vor. Kürbis, Gurke und Zucchini kann man ab Mitte Mai auch direkt ins Beet säen. Da startet dann die Ernte halt etwas später als bei vorgezogenen Pflanzen, geht dann aber gegebenenfalls auch länger, weil die Pflanze erst später erschöpft ist. Ich schau mal wie die Witterung Mitte/ Ende April ist. Vielleicht ist es schon warm genug und ich kann Kürbis- und Gurkenpflanzen im Gewächshaus vorziehen und muss sie nur reinholen, wenn Frost angekündigt ist. Und was ich sonst noch brauche, kaufe ich einfach in der Gärtnerei.

Wann kann ich was säen und pflanzen?

Da ich Zeit und Lust hatte, habe ich auch gleich noch einen Zeitplan erstellt, wann ich was säen bzw. pflanzen muss und welche Arbeiten sonst noch so im Garten zu erledigen sind. Bei der Anzucht gilt, je später desto besser, weil dann die Licht- und Temperaturbedingungen für die Pflanzen immer besser werden. Meine erfahrenen Gärtnerfreunde haben empfohlen, frühestens Mitte März mit der Anzucht zu starten, die Pflanzen holen das in der Regel schnell auf. Im Internet findet man zwar lange Listen was man schon im Januar und Februar säen kann, aber dann hat man die Pflanzen auch ewig rumstehen bis sie ins Freiland können und sie entwickeln sich eventuell nicht so gut, weil die Umgebungsbedingungen nicht optimal sind. Außerdem gibt es für eine Pflanze nichts schlimmeres, als wenn sie noch ewig im Topf warten muss, bis sie ins Beet gepflanzt werden kann. Wegen den Spätfrösten der Eisheiligen pflanzt man die frostempfindlichen Gemüsearten erst ab Mitte Mai nach draußen. Im Gewächshaus geht das gegebenenfalls schon etwas früher.

Das schaut jetzt schon wieder nach sehr viel Arbeit aus. Aber die Hauptarbeit macht man sich am Anfang seiner Gärtnerkarriere einmal und kann das dann jedes Jahr wieder verwenden und anpassen bzw. weiterentwickeln. Ich liebe Exceltabellen, deshalb habe ich alle Arbeiten in einer Exceltabelle zusammengefasst.

Ich freue mich schon auf den März. Da bauen wir das Gewächshaus auf und ich kann endlich mit dem Säen der ersten Gemüse beginnen.

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