Eine Wildblumenwiese ist ein Garten-Gestaltungselement mit vielen Vorteilen. Sie macht kaum Arbeit, tut mit ihren bunten Blumen der Seele gut und ist Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Tiere. Letztes Frühjahr habe ich eine Wildblumenwiese angelegt. Unsere Blumenwiese hat nicht nur bereits letzten Sommer schön geblüht, sie blüht auch dieses Jahr wieder prächtig. Bilder, wie schön unsere Blumenwiese blüht und sich entwickelt hat, seht ihr in diesem Beitrag. Außerdem habe ich ein interessantes Buch darüber gelesen, wie jeder mit seinem Balkon oder Garten zum Erhalt der Artenvielfalt, dem Netzwerk der Natur, beitragen kann. Einige Inhalte, die zum Thema Blumenwiese passen möchte ich hier aufgreifen.
Entwicklung unserer Blumenwiese
Als ich angefangen habe mich mit dem Thema Blumenwiese zu beschäftigen, habe ich oft gelesen, dass es Jahre dauert, bis eine Blumenwiese richtig schön aussieht und vor allem, dass sie auch nicht das ganze Jahr schön aussieht. Deshalb habe ich zunächst damit gehadert, ob es eine gute Idee, ist die Blumenwiese direkt an unseren Außensitzplatz anzuschließen. Jetzt bin ich froh, dass ich bei jedem Gang in unseren Garten an unserer toll blühenden Blumenwiese vorbei laufe.
Ursprünglich war es mein Ziel eine Magerblumenwiese anzulegen. Ich habe zwar den Boden etwas mit Sand und Kies abgemagert, allerdings ist unser Boden so lehmig und vermutlich voll mit Nährstoffen, dass man mehr für das Abmagern hätte tun müssen. Außerdem habe ich auch kein spezielles Saatgut genommen, sondern verschiedene, geschenkte Blumensamenmischungen. Jetzt habe ich wahrscheinlich irgendeine Mischung zwischen Mager- und Fettblumenwiese, aber das ist auch egal. Es soll wachsen, was sich wohl fühlt. Das ist für mich am einfachsten und für die Pflanzen auch.
Falls zu viele Gräser oder eine andere Pflanze die Überhand ergreifen sollten, werde ich regulierend eingreifen. Sonst darf die Blumenwiese sich weiterentwickeln, wie sie will. Ich bin gespannt womit uns die Blumenwiese dieses Jahr noch und dann im nächsten Jahr wieder überrascht.
„Blumenwiesen sind dynamische Lebensräume: Die Zusammensetzung ihrer Arten verändert sich jedes Jahr ganz natürlich.“ – Zitat aus dem Buch „Jede Blüte zählt“
„Jede Blüte zählt“
In unserer Bücherei bin ich auf das Buch „Jede Blüte zählt“ von Bärbel Oftring gestoßen. Man wird darin aufgerufen mit seinem eigenen Balkon oder Garten zum Netzwerk der Natur beizutragen. Dieses Netzwerk der Natur wird durch unsere aktuelle Lebensweise empfindlich gestört und zerstört. Auf ein paar Punkte, dich ich in diesem Buch besonderes interessant fand, werde ich im Folgenden eingehen.
Vom Anblick einer Wildblumenwiese
Betrachtet eine ungemähte, blühende, und samentragende Fläche ausgiebig und immer wieder (z.B. Bild links): „Gewöhnen Sie sich so an den natürlichen Anblick heimischer Wildblumen, die stehen bleiben dürfen bis über den Winter“ – Es stimmt, man muss sich an den Anblick einer eher wild und unordentlich wirkenden Blumenwiese erst gewöhnen. Das hat bei mir 1-2 Jahre gedauert. In Städten künstlich angelegte, bunte Blumenbeete sind zwar prächtig, aber sehen eben künstlich aus und für mich nicht mehr so schön wie eine Blumenwiese. Ich möchte nicht wissen, was so ein Blumenbeet an Arbeit macht (Pflanzen, Gießen, Düngen, Ausputzen…) und in der linken Blumenwiese finden bestimmt viel mehr Lebewesen Nahrung und Unterschlupf.
Von Inseln und Korridoren
In der Natur ist alles durch ein Netzwerk verbunden, auch die Lebensräume der Tiere und Pflanzen. Unter anderem durch die moderne, intensive Landwirtschaft und verschiedenste Baumaßnahmen werden die Lebensräume geteilt und zu mehr oder weniger großen Inseln, die nicht mehr in das große Netzwerk der Natur integriert sind. Bei der Entstehung einer solchen Insel sind zunächst noch viele verschiedene Lebewesen auf der Insel vorhanden. Diese verschwinden allerdings nach und nach, weil der Austausch zum Rest der Welt fehlt. Sie werden erbeutet, fallen Autos oder Pestiziden zum Opfer und irgendwann finden sich keine Partner mehr zu Paarung.
Es besteht aber noch Hoffnung: Die Insel kann durch einen Korridor wieder mit dem Rest der Welt verbunden werden. Ein Korridor kann zum Beispiel ein Blühstreifen am Feldrand sein, aber auch eine Reihe von Gärten. Wer weiß – vielleicht bildet euer Garten auch einen Korridor und vergrößert somit den Lebensraum vieler Lebewesen. Vielleicht ist euer Garten auch ein Vorbild und motiviert eure Nachbarn auch ihren Garten zu einem Korridor umzugestalten.
Vom Mähen der Lebensräume
Durch Mähen vom Frühjahr bis in den Herbst ist Deutschland zu grün. Das ist auch ein Grund für das Artensterben. Die Lebewesen haben sich an den natürlichen Zyklus der Natur angepasst. Und zu diesem Zyklus gehören auch andere Farben, wie z.B. das Braun der trockenen Grashalme voller Samen im Spätsommer und Herbst. Hier finden u.a. Vögel einen reich gedeckten Tisch. Durch das viele Mähen fehlt v.a. den Insektenlarven Nahrung und Unterschlupf. Sie können sich nicht zum fertigen Insekt entwickeln, weil ihr Lebensraum zu früh einfach abgemäht wird.
Wir werden dazu aufgerufen unsere Gärten und Balkone so zu gestalten, dass dort möglichst viele verschiedene Blumen als Pollen- und Nektarlieferant wachsen. Das ernährt hauptsächlich die Insekten im Erwachsenenstadium. Damit eine Art fortbestehen kann, brauchen die Insekten aber auch einen Nistplatz für ihre Brutzellen (z.B. Hohlräume oder Spalten), Material zum Bau von Brutzellen (z.B. Lehm, abgeschabte Pflanzenhaare), einen Schutz- und Rückzugsort (z.B. Mauerritze, hohe Gras) und einen Überwinterungsplatz (z.B. hohle Pflanzenstängel, Laubhaufen).
Es wird meist empfohlen eine Blumenwiese 1-2x jährlich (Oktober und ggf. Juni) zu mähen, um die Artenvielfalt an Pflanzen zu erhalten. Durch das Mähen im Oktober können aber keine Tiere in der Blumenwiese überwintern und die wertvollen Samen stehen im Winter nicht mehr als Nahrung zur Verfügung. Besser ist es eine Blumenwiese nur einmal im März zu mähen, wenn die Tiere nach ihrer Winterpause wieder aktiv sind. Ich überlege aus diesem Grund das Mähen unserer Blumenwiese von Oktober auf März zu verschieben und einfach mal zu schauen was passiert. Die Pflanzenreste der Staudenbeete sollte man ja auch erst im Frühjahr vor dem Austrieb aus dem Beet entfernen.
Von Vergrasung und Luftdüngung
Ein zusätzliches Problem ist die Vergrasung durch Luftdüngung. Durch die Abgase (z.B. aus Tierhaltung und Verkehr) wird die Luft u.a. mit Stickoxiden angereichert. Diese Stickstoffverbindungen gelangen über den Regen in den Boden. Sehr zur Freude der Gräser, die vor allem in stickstoffreichen Böden gut wachsen. Leider verdrängen die Gräser mit der Zeit die ursprüngliche Blumenvielfalt der Blumenwiese. So wird die Blumenwiese auch ohne absichtliche Düngung zu Grasland. Im Garten kann man diesem Problem entgegenwirken indem man den Boden seiner Blumenwiese regelmäßig durch Ausbringen von Sand abmagert.
Von Ungeziefer und Steinwüsten
Das Artensterben ist zwar in aller Munde und es wird auch viel versucht dagegen zu unternehmen. Aber wie soll das Problem dauerhaft gelöst werden, wenn die Vorgärten vieler Häuser zu Steinwüsten umgebaut werden und die Gärten von Kirschlorbeerhecken gesäumt werden. Die Kinder wachsen mit Steinen, grünem, kurz geschorenem Rasen und dunkelgrüner Heckenumrandung auf. Sie lernen nicht, dass es noch andere Lebewesen gibt, für die es Wert ist einen Lebensraum zu schaffen. Vielmehr bringt man den Kindern bei, dass diese Lebewesen (z.B. Ohrwürmer) Ungeziefer sind, die man los werden möchte.
In unserem Urlaub waren wir viel mit dem Fahrrad unterwegs und ich war schockiert wie viele Vorgärten mittlerweile zum Großteil aus Steinen bestehen. Keine Ahnung wie man so etwas schön finden kann. Hier ein paar Beispiele:
Ich bezweifle, dass ein Steingarten auf Dauer so pflegeleicht ist, wie ein bodendeckendes Staudenbeet oder eine Blumenwiese. Die Leute denken oft zu kurzfristig. Ein Steingarten ist schnell angelegt und macht in den ersten Jahren vermutlich recht wenig Arbeit. Bis irgendwann doch Pflanzen ihren Weg zwischen die Steine finden und man regelmäßig jäten muss, dass es weiterhin schön aussieht. Ein Staudenbeet dauert ein paar Jahre bis es eingewachsen ist, aber dann ist es ein Selbstläufer. Das sehe ich im Garten meiner Mama: Alles ist eingewachsen, zu jeder Jahreszeit blüht etwas, gießen ist wenn überhaupt nur in langen Trockenperioden nötig und unerwünschte Beikräuter finden keinen Platz.
Mir macht es auf jeden Fall mehr Spaß, Tiere und schöne Blüten in Blumenwiesen und Staudenbeeten zu suchen, als verschiedenfarbige Steine im Vorgarten zu betrachten.