Kriterien für die Auswahl von Gemüsesorten

Wer die Wahl hat, hat die Qual – Für viele Gemüsearten gibt es gefühlt unendlich viele Sorten und jede Sorte hat ihre Besonderheit. Welche ist da nur die passende für mich? Im Laufe des letzten Jahres habe ich viel gelesen und mir Gedanken gemacht, was ich gerne ausprobieren bzw. optimieren möchte. Eines meiner Ziele für die nächsten Jahre ist es, den Anbauzeitraum im Frühjahr und Herbst zu verlängern, um möglichst lange mein Gemüse frisch aus dem Garten holen zu können. Das hat sowohl Einfluss auf die Gemüsearten, als auch auf die Sorten, die ich anbauen möchte. Eine Liste mit möglichen Kriterien für die Auswahl der Gemüsesorten findet ihr hier.

Kriterien für die Sortenauswahl

Meine Liste an Kriterien für die Auswahl von Gemüsesorten hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verlängert. Nur die Lagereignung habe ich vorerst von meiner Liste gestrichen.

Ich habe vor die Lagerhaltung von Gemüse auf ein Minimum zu reduzieren und möchte lieber möglichst viel frisch ernten, auch im Winter. Lagergemüse, wie Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln muss ich sowieso zukaufen und somit auch nicht lange selber lagern.

Dafür haben es neue Kriterien auf die Liste geschafft, die helfen sollen, den Anbauzeitraum in meinem Garten zu verlängern und den Ertrag zu optimieren.

Überwinterungsanbau

Für den Überwinterungsanbau wird im Spätsommer/ Herbst gesät, die Jungpflanze überwintert und fängt dann an zu wachsen sobald es wärmer und heller wird. So kann schon sehr früh im Jahr geerntet werden

Ich möchte diese Art des Anbaus ausprobieren, um ohne Anzucht im Haus ab Januar/ Februar schon möglichst früh im Jahr Gemüse ernten zu können.

In dieser Kategorie möchte ich dieses Jahr den Salat „merveille de quatre saison“ ausprobieren. Aktuell habe ich auch einen Versuch mit Mangold im Gewächshaus laufen und hoffe im Frühjahr auf eine reiche Ernte.

Anbauzeitraum und Kulturdauer

Im Frühjahr und Herbst ist es wichtig, dass die Sorten etwas Frost vertragen, ohne gleich zu erfrieren oder in Blüte zu gehen. Gemüsearten, die etwas Frost vertragen, sind z.B. Brokkoli, Wirsing, Fenchel, rote und gelbe Beete. Hier habe ich speziell Sorten ausgewählt, die eine kurze Kulturdauer haben. So kann ich sie im Spätsommer pflanzen, wenn die ersten Beete wieder frei werden und bis zum Winter sind sie erntereif und können ggf. mit Vlies geschützt bis zu den ersten starken Frösten bei Bedarf geerntet werden.

  • Brokkoli „Cezar“,
  • Wirsing „Rana Zluta“,
  • Fenchel „Geant Mammouth“,
  • Kohlrabi „Azur Star“,
  • Chinakohl „Pai Tsai“
Erntezeitraum und Reifezeitpunkt

Ihr kennt das sicher auch, dass im Sommer oft so viel auf einmal reif ist, dass man gar nicht alles essen kann. Hier finde ich Gemüsearten- und sorten sinnvoll, denen es nichts ausmacht, wenn sie etwas länger im Beet stehen bleiben. Hier hat sich der Kohlrabi „Superschmelz“ als sehr dankbar erwiesen. Im März gesät, habe ich ab Juni bis September nach Bedarf Kohlrabi ernten können. Je länger sie im Beet stehen, desto größer werden sie. Gemüsearten, die im Sommer ebenfalls ein langes Erntefenster haben, sind Karotten und rote Beete. Eine weitere Variante für ein möglichst langes Erntefenster sind Blattgemüse, die nicht komplett geerntet werden und wieder nachwachsen, z.B. Schnittsalat und Mangold.

Ein früher Reifezeitpunkt spielt finde ich vor allem für wärmeliebende Gemüse wie Paprika (dünnwandige, eher kleinfrüchtige Sorten wie Spitzpaprika), Tomaten (Cocktailtomaten) und Auberginen („jewel jet“) ein große Rolle. In unseren Breiten ist die mögliche Kulturdauer für diese Gemüse recht kurz und so sollten sie möglichst früh reifen

Größe und Wuchsform

Für einen möglichst geringen Platzbedarf im Beet sind Sorten interessant, die eher kompakt wachsen. Bei meinen Mischkulturen letztes Jahr ist mir vor allem aufgefallen, dass der Brokkoli sehr viel Platz braucht und mit seinen kräftigen Blättern andere Pflanzen, wie Salat, zurück drängt. Der Brokkoli „Cezar“ soll einen kompakten Wuchs haben. Lassen wir uns überraschen.

Für die Topfkultur sind kleinwüchsigere Pflanzen sinnvoll, z.B. Aubergine („jewel jet“).

Schwarzwurzeln bilden meist sehr lange Wurzeln. Eine schadlose Ernte der Wurzeln bei unserem schweren Boden gestaltet sich als schwierig. Deshalb habe ich eine Sorte („Schwarzer Peter“) gesucht, die eher kürzere Wurzeln ausbildet.

Robustheit

Viele Tomatensorten sind anfällig für die Braunfäule, weshalb man sie am besten unter einem Dach anbaut. Robust und weniger braunfäuleanfällig sind Wildtomaten. Sie müssen auch nicht ausgegeizt werden, haben aber sehr kleine Früchte.

Wärmeliebende Pflanzen sollte man bevorzugt im Gewächshaus oder an geschützten Orten anbauen, so dass vor dem ersten Frost viele Früchte reif werden. Bei Paprika („ferenc tender“), Aubergine („jewel jet“) und Zuckermelone („Honigmelone Blenheim Orange“) habe ich darauf geachtet, dass die Sorten nicht so kälteempfindlich und somit fürs Freiland geeignet sind.

Aussehen der Frucht

Das Auge gärtnert und isst mit. Um Farbe ins Gemüsebeet und auf den Teller zu bringen, möchte ich auch eher ungewöhnliche Gemüsefarben- und formen ausprobieren.

Als Alternative zu der runden rote Beete habe ich eine längliche, gelb-weiß gekringelte gelbe Beete („Jaune de Vauriac“) ausgewählt. Die Aubergine „Listada de Gandia“ bildet lila-weiß gestreifte Früchte. Die Zucchini „Rondini de Mexico“ bildet runde Früchte.

Bei Tomaten habe ich schon so viele Sorten mit den verschiedensten Formen, Farben und Größen gesammelt, dass ich mich noch entscheiden muss, welche ich dieses Jahr anbaue.

Ich freue mich schon darauf, euch im Laufe des Jahres die Bilder der Beete und Ernte zu zeigen!

Sortenvergleich

Zwiebeln („Stuttgarter Riesen“ als Steckzwiebeln und „Birnenförmige Zwiebel“ gesät), Karotten („Milan“ und „Gonsenheimer Treib“), Schwarzwurzeln („Schwarzer Peter“ und „Hoffmanns schwarze Pfahl“) – Mal schauen ob vor allem bei Karotten und Schwarzwurzel ein Unterschied zu erkennen ist.

Verarbeitung

Neben der Art wie man ein Gemüse zubereiten möchte, spielt für mich auch eine Rolle, dass das Gemüse einfach zu verarbeiten (z.B. schälen, schneiden) ist.

Bei den Salaten finde ich Schnittsalat (z.B. „redbone“) praktisch, weil er nach Bedarf geerntet und einfach verarbeitet werden kann. Der „Hokkaido“ Kürbis muss nicht geschält werden. Der Kürbis „Langer von Nizza“ ist einfach zu schälen und hat kaum Kerne. Eine birnenförmige Zwiebel lässt sich einfacher schneiden als eine platte, runde. Gelbe Beete in einem gemischten Salat verfärben nicht den ganzen Salat rot, wie die rote Beete. Roh esse ich am liebsten kleine Cocktailtomaten, zum Kochen eignen sich eher großfruchtige Sorten mit wenig Saft (Fleischtomaten).

Neue Gemüsearten

Die Liste an Gemüsesarten, die ich noch ausprobieren möchte ist recht lang. Dieses Jahr habe ich mich für die Mairübe entschieden. Wie der Name schon sagt, kann sie früh gesät bereits im Mai geerntet werden. Als Sommer-Alternative für den Spinat möchte ich den Neuseeländer Spinat ausprobieren. Er kann nach Bedarf geerntet werden und roh oder gedünstet gegessen werden. Außerdem soll er ein guter Bodendecker sein.

Sortenübersicht

Hier habe ich für euch eine Übersicht mit den Sorten, die ich gewählt habe. Die Liste ist nicht vollständig. Ich habe mich auf die Gemüsearten beschränkt, bei denen mir die Sorten wichtig waren. Ein Liste mit allen Gemüsearten, die ich dieses Jahr anbauen möchte, gibt es in meinem nächsten Beitrag.

GemüseartSorteÜberwinterungs-
anbau
Anbauzeitraum/
Kulturdauer
Erntezeitraum/
Reifezeitpunkt
Größe/
Wuchsform
Robustheit Aussehen
Sorten-
vergleich
Verarbeitung
Kopfsalatmerveille de quatre saisonals Jungpflanzeganzjährig anbaubarbei Überwinterungsanbau früh im Jahr
Schnittsalatredboneals Schnittsalat nach Bedarfrote BlätterSchnittsalat
ChinakohlPai TsaiFrühjahr und Herbst, kurze KulturdauerErnte in geschützen Lagen bis in den WinterMini-Chinakohl
AubergineListada de Gandiakompakter Wuchs, geeignet für Topfkulturlila-weiß gestreifte Früchte
Auberginejewel jetfrüh reifendfreiland-geeignet
ZuckermeloneHonigmelone blenheim Orangefreiland-geeignet
KürbisHokkaidorund, orangerelativ kleine Frucht, muss nicht geschält werden
Kürbislanger von Nizzalänglich, Fruchtfleisch orangeleicht zu schälen, wenige Kerne
ZucchiniRondini de Mexicojung als Zucchini, groß als Kürbisrunde Frucht
TomateWildtomateweniger anfällig für Braunfäule
Tomateversch. SortenAnfälligkeit für Braunfäule beobachtenrot, gelb, lila, braun, groß, kleinxCocktailtomate: v.a. Frischverzehr
Fleischtomate: v.a. Tomatensauce
Paprikaversch. Sortenfrüh reifend
BrokkoliCezarkurze VegetationszeitSeitentriebe können laufend geerntet werdenkompakter Wuchs
WirsingRana Zlutaschnell wachsendErnte bis in den Winter
KohlrabiAzur Starschnell wachsendFrühjahr und Herbstanbaulila
KohlrabiSuperschmelzlanges Erntefenster im Sommerplatzt nicht auf
KnollenfenchelGéant MammouthFrühjahr und HerbstErnte bis in den Winter
Zwiebelbirnenförmigebesondere Formggf. leichter zu schneiden
gelbe Beetejaune de vauriaclänglich, innen gelb-weiß gekringeltroh in Salat (verfärbt nicht)
Schwarzwurzelschwarzer Peterkürzere Wurzeln, geeignet auch für schwere Böden
SchwarzwurzelHoffmanns schwarze Pfahlx
KarotteGonsenheimer Treibx

Saatgutbestellung

Letztes Jahr war ich im Februar mit der Saatgutbestellung zu spät dran, um bei einem der namhaften Lieferanten für ökologisches und samenfestes Saatgut mit großem Sortiment zu bestellen. Eine Bestellung war nur noch für Bestandskunden möglich. Letztendlich habe ich letztes Jahr beim Mienbacher Waldgarten bestellt, wo wir einen Permakulturkurs besucht haben. Die Auswahl war nicht bei allen Gemüsearten riesig, aber ausreichend und es gab unter anderem auch Saatgut aus dem eigenen Permakulturgarten.

Deshalb habe ich dieses Jahr bereits im Januar bestellt. Ich habe mich für Dreschflegel (Biosaatgut) und deaflora entschieden. Deaflora ist spezialisiert auf seltene Sorten. Das Saatgut ist zwar nicht explizit Bio, aber es wurde in Deutschland vermehrt und ist samenfest. Deaflora wurde mir von einer Bekannten empfohlen.

Meinen Sä- und Pflanzplan für dieses Jahr gibt es in meinem nächsten Beitrag.

Exkurs: Geschichten um unseren Meisenknödel

Vor allem frühs und um die Mittagszeit ist viel los an unseren Meisenknödeln. Nicht nur Kohl- und Blaumeisen mögen den Meisenknödel, auch Schwanz- und Haubenmeisen habe ich schon gesichtet. Sobald aber der große Eichelhäher zum Vogelhäuschen kommt, ergreifen die kleinen Vögelchen die Flucht. Ein Buntspecht und ein freches Eichhörnchen lassen sich auch hin und wieder am Meisenknödel blicken. Zwei Krähen, die es trotz wiederholten Versuchen nicht geschafft haben an den Meisenknödel zu kommen, haben den Knödel aus dem Netz befreit und einfach ganz mitgenommen. Und so schnell wie sie alle da sind, sind sie dann auch wieder weg.

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