Dieses Jahr ist mein fünftes Gartenjahr. Saatgut für einige Gemüsesorten habe ich 2021 gekauft und es ist immer noch Saatgut da. Um Keimprobe und Saatguthaltbarkeit meines Saatgutes habe ich mich bisher wenig gekümmert, weil ich dachte: „Mein Saatgut ist ja noch nicht so alt“. Außerdem habe ich 2022 mit geschenktem Saatgut eine Keimprobe durchgeführt und das Ergebnis war im Vergleich zur tatsächlichen Aussaat im Mai nur bedingt aussagekräftig (mehr dazu weiter unten in diesem Beitrag).
Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass das ein oder andere Saatgut nicht mehr keimfähig ist. Deshalb habe ich mir bei meiner Anbauplanung dieses Jahr Gedanken gemacht, wie ich es zukünftig anstellen kann, dass mein Saatgut, je nach Gemüseart, nach 2-3 Jahren aufgebraucht ist. Dieses Jahr möchte ich das ganze alte Saatgut aufbrauchen.
Warum habe ich so viel Saatgut übrig?
Vielfalt und kleiner Garten
Schaut man über die Gartenzäune anderer Gärten, so werden oft nur wenige Gemüsesorten, dafür aber in größeren Mengen angebaut. Oder man schaut Gärtnern auf Youtube zu, die teilweise ganze Höfe bewirtschaften. Hier werden meterlange Reihen mit dem gleichen Gemüse bestückt. Bei mir sieht das anders aus. Ich habe nur ca. 40m² Beetfläche, auf der ich über 40 verschiedene Gemüsearten mit insgesamt mind. 60 verschiedenen Sorten anbaue. Mit Vor-, Haupt- und Nachkultur kann ich einen gewissen Teil der Beetfläche das Jahr über mit verschiedenen Gemüsearten bepflanzen. Trotzdem bleibt für jede Gemüsesorte durchschnittlich nur eine kleine Anbaufläche. Kein Wunder also, dass ich das ein oder andere Saatgut, je nach Packungsgröße, lange nicht aufbrauche.


Packungsgröße
Bei einigen Gemüsesorten ist die Menge an Saatgut in einer Packung so gering, dass ich spätestens alle 1-2 Jahre Saatgut nachkaufen muss. Dazu zählen Paprika, Aubergine, Gurke, Kürbis. Hier ist die Saatguthaltbarkeit kein Problem und auch eine Keimprobe wäre hier nicht möglich, weil man teilweise weniger als 10 Korn in einer Packung hat.
Bei vielen Gemüsearten sind die Packungsgrößen aber so groß, dass ich keine Chance habe sie in absehbarer Zeit selbst zu verbrauchen. Manchmal werde ich sogar auf dem Markt komisch angeschaut, wenn ich z.B. nur 4 Salatpflanzen kaufe. Die Dame nach mir nimmt 20 Stück. So viel Platz hätte ich gar nicht und essen muss man das dann ja auch noch können.
Hier sind Beispiele für Packungsgrößen (meistens habe ich Saatgut von Dreschflegel):
- Kohlrabi: 40-60 Pflanzen
- Salat: 200 Pflanzen
- Grünkohl: 100 Pflanzen
- Rosenkohl: 40 Pflanzen
- Fenchel: 40 Pflanzen
- Asiasalat: 5m-Reihe
- Stielmus: 12m
- Mai/ Herbstrübe: 6m
- Radieschen: 200 Pflanzen, 7m Reihe
- rote Beete: 180 Pflanzen
- Lauch: 150 Pflanzen
Und genau von diesen Gemüsesorten habe ich Saatgut übrig, das ich verbrauchen muss. Blattgemüse (z.B. Salat, Grünkohl, Asiasalat, Stielmus) werde ich als Babyleaf anbauen: Eng säen und mit kleinen Blättern ernten – das hat auch noch den Vorteil, dass ich schnell etwas ernten kann. Das ein oder andere überschüssige Saatgut könnte man sicher für Microgreens verwenden, das habe ich aber aus Zeitgründen noch nicht ausprobiert.
Zeit
Eines meiner Hauptprobleme ist die Zeit. Ich habe so viele Ideen und würde gerne so viel ausprobieren. Aber ich muss in meiner Anbauplanung beachten, dass mit Kindern, Haushalt, Arbeit, Chor und unberechenbarem Wetter nicht alles geht. Ein bisschen Zeit zum Entspannen und genießen sollte auch noch bleiben. So habe ich meine Prio-Aussaaten (Tomate, Paprika, Aubergine, Kürbis, Gurke), um die ich mich auf jeden Fall kümmere. Aber Kulturen wie Radieschen, die eigentlich mit Direktsaat einfach anzubauen sind, fallen leider oft dem Zeitmangel zum Opfer und ich habe viel Saatgut übrig. Weniger einplanen ist für mich aber irgendwie auch keine Option, also mache ich was geht und wenn für etwas keine Zeit ist, dann ist es halt so. Alles geht nicht.
Testzwecke
Ich habe in den letzten Jahren einiges an Saatgut gekauft, z.B. um andere Sorten auszuprobieren oder verschiedene Aussaatzeitpunkte. Das war nicht immer erfolgreich. Deshalb ist das Saatgut jetzt übrig. Einiges habe ich an Bekannte verschenkt, den Rest habe ich entsorgt. Zukünftig werde ich mir genauer überlegen, wo sich ein Test lohnt.
Saatguthaltbarkeit
Saatgut ist nicht unendlich haltbar. Wieso das so ist, habe ich in einem anderen Beitrag (Kleiner Samen Hoffnung) schonmal beschrieben.
Hier habe ich eine Übersicht zusammengestellt, wie viele Jahre das Saatgut der einzelnen Pflanzenfamilien bei richtiger Lagerung normalerweise keimfähig ist.

Man findet auch Informationen mit höheren Werten für die Saatguthaltbarkeit. Aber es geht ja darum, dass ein Großteil des Saatguts in diesem Zeitraum noch keimen sollte und in meinem Hobbygarten ist das Saatgut auch nicht immer ideal gelagert. Normal lagert es bei mir im Keller (kühl und dunkel). Aber um den Aussaatzeitpunkt kann es schon vorkommen, dass das Saatgut im Sommer mal mehrere Wochen draußen oder im Wohnraum rumliegt, bis ich es gesät und wieder aufgeräumt habe. Von daher ist die oben genannte Saatguthaltbarkeit für mich realistisch.
Keimprobe
Wie mache ich eine Keimprobe?
Eine Keimprobe macht vor allem dann Sinn, wenn man prüfen will, ob älteres Saatgut noch ausreichend keimfähig ist oder wenn man eigenes Saatgut genommen hat und sich nicht sicher ist, wie keimfähig es ist. Ich habe eine Keimprobe bisher nur mit geschenktem Saatgut gemacht, das ggf. schon älter war.
So habe ich meine Keimproben gemacht:
- 10 – 15 Samen auf mehrere Lagen feuchte Küchenrollen legen (z.B. in einer Dose).
- Beschriften nicht vergessen!
- Dose mit Folie oder aufgelegtem Deckel bedecken, dass die Feuchtigkeit drinnen bleibt.
- Dose an einen Ort mit geeigneter Keimtemperatur stellen.
- Täglich Keimfortschritt beobachten und dokumentieren, sowie lüften.
- Nach 10-12 Tagen war bei mir die Keimprobe beendet. Das Ganze hat angefangen zu müffeln und zum Teil auch zu schimmeln (trotz regelmäßigem Lüften).
- Auswertung: Das Saatgut sollte zügig und möglichst gleichmäßig innerhalb weniger Tage keimen. Zur Frage, wie viel Saatgut keimen sollte, gibt es verschiedene Meinungen. Wenn sehr wenige Samen keimen oder nur zögerlich, ist das Risiko hoch, dass keine kräftigen Pflanzen (=gute Ernte) daraus wachsen. Ich habe meine Grenze dieses Jahr bei mind. 50% festgelegt.
Keimprobe 2022
Meine erste Keimprobe habe ich 2022 durchgeführt. Ich habe von einer Bekannten Saatgut geschenkt bekommen. Einiges war schon mehrere Jahre abgelaufen oder hatte kein Haltbarkeitsdatum aufgedruckt. Das Ergebnis war für mich irgendwie nicht so aussagekräftig, weshalb ich mit meinem eigenen Saatgut keine weitere Keimprobe durchgeführt habe.
Das beste Beispiel ist die Zucchini gewesen. Das Saatgut ist bei der Keimprobe nur zögerlich oder gar nicht gekeimt. Ich habe dann im Mai alle übrigen Samen gesät und es ist so gut wie alles gekeimt, obwohl das Saatgut schon 4! Jahre abgelaufen war. Ich hatte danach nie wieder so ertragreiche Zucchinipflanzen wie diese.

Die Zucchini war wahrscheinlich eine Ausnahme. Bei Zwiebeln mit nur einer kurzen Keimfähigkeit hat tatsächlich nichts mehr gekeimt. Auch bei Grünkohl und den gelben Beeten war der Ertrag gering. Beim Schnittmangold hat zwar wenig gekeimt, aber die gekeimten Samen haben noch schöne Pflanzen hervorgebracht.

Keimprobe 2025
Mein Schwager ist aus Indien und seine Eltern haben letztes Jahr Saatgut mitgebracht. Jetzt kann man sich streiten ob Saatgut aus Indien für Deutschland überhaupt geeignet ist, aber ich wollte es auf jeden Fall ausprobieren. Also habe ich letztes Jahr im Sommer noch Buschbohnen ausgesät – nichts hat gekeimt. Folglich habe ich dieses Jahr erstmal eine Keimprobe gemacht. Tatsächlich hat von allem etwas oder sogar alles gekeimt, außer die Buschbohne, die ich gesät hatte – hier hat gar nichts gekeimt. Jetzt glaube ich wieder an die Aussagekraft der Keimprobe. Keine Ahnung was 2022 schief gelaufen ist.


Saatgutkauf planen
Ziel
Anhand meiner bisherigen Erfahrungen und der Saatguthaltbarkeiten, habe ich mir folgende Ziele gesetzt, die ich bei der Anbauplanung zukünftig berücksichtigen möchte:
- Saatgut innerhalb von 1-2 Jahren aufbrauchen: Pastinake, Haferwurzel, Schwarzwurzel, Lauch -> größere Menge anbauen oder mit anderen teilen
- Saatgut innerhalb von 3-4 Jahren aufbrauchen: Alles andere -> wenn es die Zeit hergibt, mehr Vor- und Nachkultur anbauen; Blattgemüse auch als Babyleaf anbauen
Dafür muss ich den Saatgutkauf zukünftig anders planen. Ich darf also nur noch Saatgut kaufen, bei dem ich die Tütchen in gewisser Zeit wegbekomme und nicht zu viele verschiedene Sorten. Ein Saatguttütchen in Bioqualität ist mit ca. 3-4€ nicht teuer, aber es ist schade wenn man das gute Saatgut wegschmeißen muss und es nie eine Chance hatte, zu keimen und zu wachsen.
Ich hatte bisher noch nie einen Saatgutkalender oder irgendwelche Saatgutboxen und werde mir auch keine kaufen. Da ist einfach viel zu oft Saatgut drinnen, das ich gar nicht brauche.
Meine Erfahrungen
Direktsaat, Anzucht oder Setzlinge – 2022, vor drei Jahren, habe ich mir zum ersten Mal Gedanken darüber gemacht. Seitdem habe ich viele Erfahrungen gesammelt, zeitliche Rahmenbedingungen haben sich geändert und so auch das ein oder andere Vorhaben. Hier sind Beispiele von Änderungen und Konstanten:
- Gurken säe ich selber aus. Veredelte Gurken sind teuer und auch nicht vor Spinnmilben und Mehltau geschützt. Man läuft sogar eher in Gefahr, sich solche Plagegeister oder Krankheiten mit gekauften Pflanzen in den Garten zu holen.
- Direktsaat von Pflanzen, die später mal viel Platz brauchen, ist schwierig wegen den Umweltbedingungen (Vögel, Schnecken, im Gewächshaus im Saatbeet Läuse, Boden feucht halten). Da ist die Anzucht im Haus doch irgendwie einfacher – ich habe auch nicht so viel Zeit, um draußen ständig danach zu schauen.
- Ich habe am Anfang viel Saatgut gekauft, um zu Zeiten säen zu können, wo es Setzlinge noch nicht oder nicht mehr gibt. Dass das funktionieren kann, sieht man bei diversen Gartenyoutubern. Bei mir funktioniert das nicht wirklich. Zu früh bringt bei uns nichts, weil es im Frühjahr zu kühl ist und zu spät ist auch schwierig. Die Lust sich zu kümmern nimmt im Spätsommer ab, im Sommer ist es wegen Hitze und Trockenheit oft schwierig die Saat feucht zu halten und wenn dann noch der Herbst kühl ist, wächst das Gemüse nicht mehr. Die Gärtnerei bei uns auf dem Markt ist zwar nicht Bio, aber sie sät selber aus und, wenn es kühl ist, gibt es auch das ein oder andere Gemüse erst später. Dafür ist es an unser Klima angepasst. Außerdem gibt es die ganze Saison über Setzlinge. Darauf greife ich jetzt wieder vermehrt zurück.
- Setzlinge für Tomaten, Paprika, Auberginen, Zucchini, Kürbis und Melone können mit teilweise über 5€/ Stück schnell ins Geld gehen. Deshalb und wegen der Sortenvielfalt säe ich diese Gemüsearten nach wie vor selber.
Vom Saatgut selbst sammeln habe ich tatsächlich mehr und mehr Abstand genommen. Ich habe eine Zeit lang verschiedene Tomatensorten von Bekannten gesammelt. Allerdings konnte ich oft nicht sicherstellen, dass das Saatgut von kräftigen Pflanzen kam und so habe ich über die Jahre festgestellt, dass hin und wieder keine kräftigen Pflanzen daraus gewachsen sind. Letztes Jahr habe ich für zwei Tomatensorten Saatgut gekauft und die haben super getragen. Ich möchte zukünftig wieder lieber weniger Sorten anbauen, aber dafür mit „gutem“ Saatgut. Dieses Jahr habe ich 8 Sorten geplant, letztes Jahr waren es 16.

Säen oder Setzlinge?
Um diese Frage zu beantworten, habe ich die Gemüsearten, die ich anbauen möchte in folgende Gruppen eingeteilt:
- Setzlinge kaufen
- Die Sorte ist mir egal, ich brauche nur wenige Setzlinge. In der Regel Gemüse mit großem Platzbedarf.
- Sellerie, Sommerlauch, Wirsing, Rotkohl, Weißkohl, Rosenkohl, Grünkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Radicchio, Zuckerhut, Endivie, Knollenfenchel
- Direktsaat:
- Vor allem Wurzelgemüse sollte direkt gesät werden. Außerdem können auch schnell wachsendes Blattgemüse und Leguminosen gut direkt gesät werden.
- Spinat, Feldsalat, Petersilie, Pastinake, Schwarzwurzel, Haferwurzel, Radieschen, rote Beete, Asia Salat, Zuckerschoten, Erbsen, Buschbohnen, Möhren, Stielmus, Mairübe
- versetzte Anzucht, ggf. mehrmals im Jahr:
- Das Gemüse kann im Frühjahr und Herbst gesät werden. In den heißen und trockenen Monaten finde ich selbst säen schwierig.
- Mangold, Salat
- Anzucht
- Gemüse von dem es bei uns keine Setzlinge gibt: Winterporree, Stangenbohnen, Chinakohl, Pak Choi, Kohlrabi Superschmelz, (Polstertagetes)
- Die Jungpflanzen sind hochpreisig und die Sortenauswahl begrenzt: Tomate, Paprika, Aubergine, Kürbis, Gurke
Tauschen
Gemeinsam macht das Gärtnern mehr Freude. Wenn man gartenbegeisterte Freunde hat, kann man sich auch Saatguttütchen teilen oder sogar Setzlinge tauschen. Leider habe ich nur wenige Freunde, die einen Gemüsegarten haben – zu viel Aufwand. Bisher hatte ich nur in mind. einer Stunden Entfernung Bekannte, die auch nach den Prinzipien der Permakultur gärtnern. Was für ein Glück, dass meine neue Arbeitskollegin auch eine begeisterte Bio-Gärtnerin ist. Ich hoffe auf einen regen Saatgut, Setzlings- und Erfahrungsaustausch dieses Jahr.