Ein Thema hat mich den ganzen Winter über besonders beschäftigt: Die Kraut- und Braunfäule. Zwei Jahre in Folge sind meine Tomatenpflanzen bereits im Juli stark von der Kraut- und Braunfäule befallen gewesen.
Im Internet findet man allerhand Tipps, wie man der Kraut- und Braunfäule vorbeugen und wie man sie behandeln kann. Die Kunst dabei ist, die Methoden herauszufinden, die für einen selbst funktionieren und die gegen die Kraut- und Braunfäule helfen.
Eines muss ich vorab sagen: Die Kraut- und Braunfäule befällt die Tomatenpflanzen fast immer irgendwann. Die Frage ist nur, wann die Kraut- und Braunfäule zuschlägt. Im Oktober hat man einen Großteil der Ernte sowieso schon eingefahren. Im Juni/Juli steht die Ernte noch bevor. Mein Ziel ist es also nicht unbedingt die Kraut- und Braunfäule zu verhindern, sondern den Befall möglichst lang hinaus zu zögern.
Woher kommt die Kraut- und Braunfäule?
Um Krankheiten bekämpfen zu können, ist es meiner Meinung nach wichtig zu wissen, woher die Krankheit kommt und wie sie sich verbreitet.
Die Kraut- und Braunfäule kommt ursprünglich aus Mittelamerika und wurde um 1840 durch Kartoffelimporte nach Europa gebracht. In Europa wurden zu diesem Zeitpunkt bereits seit 200 Jahren Kartoffeln angebaut. Da sich die europäischen Kartoffelpflanzen aber bis dahin nie mit dem Erreger der Kraut- und Braunfäule auseinander setzen mussten, hatten sie keine Abwehrmechanismen parat. Die Kraut- und Braunfäule hatte also leichtes Spiel. Es kam zu großen Ernteausfällen in den folgenden Jahren. Vor allem in Irland gab es eine große Hungersnot.
Und jetzt fragt ihr euch sicher, warum die Kraut- und Braunfäule den Kartoffelpflanzen in Mittelamerika nicht so viel ausmacht? Sie mussten sich nicht ganz plötzlich gegen die Kraut- und Braunfäule wehren wie die europäischen Kartoffelpflanzen. Sie hatten Jahrhunderte Zeit, Resistenzen gegen diese Krankheit zu entwickeln. Es besteht also Hoffnung mit der richtigen Sortenwahl die Ernteausfälle durch die Kraut- und Braufäule gering zu halten.
Wie verbreitet sich die Kraut- und Braunfäule?
Die Kraut- und Braunfäule (Phytophtora infestans) ist ein Algenpilz, der sich von Pflanzen ernährt.
Wie kommen die Sporen in die Pflanze?
Die Sporen der Kraut- und Braunfäule können über Spaltöffnung oder Wunden (z.B. vom Ausgeizen) in die Pflanze eindringen, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
Wie kommen die Sporen an die Pflanze?
Meist geht ein Befall mit der Kraut-und Braunfäule bei Tomatenpflanzen von Frühkartoffeln aus. Je nach Region können Frühkartoffelpflanzen bereits ab Ende Mai – Ende Juni mit der Kraut- und Braunfäule befallen sein. An den befallenen Blättern bildet sich bei hoher Luftfeuchtigkeit nach wenigen Tagen ein weisslicher Teppich von Pilzfäden mit Sporen, die sich über die Luft verbreiten können. Der Wind kann die Sporen von umliegenden Kartoffelfeldern auch über weite Strecken in den eigenen Garten befördern. Die Sporen können nicht nur durch Wind, sondern auch durch Wasserspritzer, z.B. vom Gießen oder Regen, an die Pflanze gelangen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verbreitung über kontaminierte Gegenstände.
Wo überwintern die Sporen?
Die Sporen der Kraut- und Braunfäule können an Pflanzenrückständen (auch Kartoffelknollen) oder Gegenständen (z.B. Stäben) überwintern. Die Kraut- und Braunfäule kann Dauersporen (Oosporen) ausbilden. Diese Dauersporen bestehen aus befruchteten Eiern der Alge in einer harten Kapsel. So sind die Sporen gegen Kälte und Trockenheit unempfindlich und können Jahre im Boden oder an Stäben überdauern.
Wie kann ich der Kraut- und Braunfäule vorbeugen?
Wie ihr im vorherigen Kapitel gelesen habt, kann man nur schwer verhindern, dass die Sporen der Kraut- und Braunfäule in den eigenen Garten gelangen. Dafür gibt es aber viele Möglichkeiten, um die eigenen Pflanzen zu stärken und einer Infektion der Kraut- und Braunfäule vorzubeugen.
Die meisten Methoden sind für Tomaten gedacht. Vor allem die Mittel zur Pflanzenstärkung sind aber auch für Kartoffeln sinnvoll.
Methoden, die ich anwende
- Überdachter, luftiger Standort: An einen überdachten Standort kommt kein Regen, die Pflanzen werden nicht so nass. Eine gut Durchlüftung sorgt dafür, dass die Pflanzen schnell abtrocknen können. In einem schlecht belüfteten Gewächshaus ist trotz Dach die Gefahr einer Infektion mit der Kraut- und Braunfäule groß, weil hier stets eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Deshalb baue ich den Großteil meiner Tomaten auch unter unserem Tomatendach an und nicht im Gewächshaus.
- Pflanzabstand einhalten: Je weiter die Pflanzen auseinander stehen, desto besser ist die Durchlüftung. Die Pflanzen trocknen schneller wieder ab und die Sporen haben es schwer in die Pflanzen einzudringen. Außerdem müssen die Pflanzen nicht um Wasser und Nährstoffe konkurrieren und bekommen genug Sonne ab.
- Richtige Gießtechnik: Möglichst lokal am Stängel gießen, dass die Pflanze trocken bleibt. Außerdem lieber selten und dafür intensiv gießen. Das fördert die Wurzelbildung. Je größer das Wurzelwerk desto gesünder und robuster ist die Pflanze, weil sie bei Bedarf besser an Wasser und Nährstoffe kommt.
- Mulchen: Mulchen hilft dabei, dass die Sporen von der Erde nicht durch Spritzwasser an die Pflanzen gelangen. Durch die Mulchschicht bleibt die Erde gleichmäßig feucht und versorgt (je nach gewähltem Mulchmaterial) die Pflanze mit Nährstoffen. So gerät die Pflanze nicht so schnell in Trockenstress und bleibt gesund.
- Umgraben vermeiden: Durch Umgraben können Sporen, die in der Erde sind, an die Luft gelangen. In der Erde sind die Sporen kein Problem; erst wenn sie über die Luft oder Wasserspritzer an die Pflanzen gelangen, können sie gefährlich werden.
- Ausgeizen und Auslichten: Je weniger Blätter an der Pflanze sind, desto weniger Angriffsfläche hat die Kraut- und Braunfäule. Dazu kommt, dass die Blätter dann auch schneller abtrocknen können.
- Saubere Gartengeräte und Hände: Als Rankhilfe verwende ich ab diesem Jahr vorwiegend Schnüre. Die Schnüre kann ich problemlos jedes Jahr austauschen. Ausgeizen und sonstige Pflegemaßnahmen mache ich mit den Händen, die ich regelmäßig wasche. Es ist außerdem sinnvoll, sich von den gesunden zu den kranken Pflanzen vorzuarbeiten, um eine Übertragung der Kraut- und Braunfäule zu vermeiden.
- Sortenwahl: Es gibt Sorten, die als braunfäuleresistent ausgewiesen sind. Hier wurden in einer Gartensendung verschiedene resistente Sorten getestet. Ich habe letztes Jahr auch beobachtet, dass manche Sorten schneller befallen waren als andere. Deshalb baue ich dieses Jahr bevorzugt die Sorten an, die letztes Jahr nicht so stark befallen waren. Bei den Tomaten gewinne ich mein Saatgut selbst. So habe ich hoffentlich bald meine eigenen Tomatensorten, die an unser Klima angepasst sind und gelernt haben mit der Kraut- und Braunfäule umzugehen. Die Kraut- und Braunfäule wird übrigens nicht über Samen übertragen. „Resistenz“ heißt nicht, dass die Sorten gar nicht von der Kraut- und Braunfäule befallen werden, sondern lediglich, dass der Befall ca. 2 Wochen später auftritt.
- Jungpflanzenanzucht: Es ist wichtig, dass die Pflanzen hell genug und nicht zu warm vorgezogen werden. Bekommen die Pflanzen nicht genügend Licht, entwickeln sie dünnere Zellwände, um möglichst viel Licht durchzulassen. Je dünner die Zellwand, desto leichter haben es die Sporen der Kraut- und Braunfäule. Außerdem kann es durchaus nicht schaden, wenn sie in den Morgenstunden noch etwas Kälte abbekommen. So wachsen sie kompakter und härten ab. Ich habe dieses Jahr meine Tomaten-Jungpflanzen seit Anfang April im Gewächshaus. Dort wachsen sie zwar nur langsam, weil es vor allem nachts noch kühl ist, aber dafür sind sie abgehärtet und haben genug Licht.
- Pflanzenstärkungsmittel: Hier gibt es diverse Tees/ Auszüge (z.B. Ackerschachtelhalm, Rhabarberblätter) und Jauchen (z.B. Brennessel-Beinwell), die vorbeugend angewendet werden können. Diese Pflanzen enthalten Kieselsäure, die das Blattgewebe und die Zellwände stärken. Am wirksamsten ist es, die Blätter mit den Tees dünn zu besprühen. Das ist mir aber vor allem bei vielen und großen Pflanzen zu aufwändig. Außerdem befeuchte ich die Pflanzen, was auch kontraproduktiv ist. Deshalb habe ich vor, ca. alle zwei Wochen mit Stärkungsmitteln zu gießen. Letztes Jahr im Sommer habe ich bereits Ackerschachtelhalm gesammelt und getrocknet. Meine Tomatensetzlinge gieße ich alle zwei Wochen mit etwas Schachtelhalmtee. Es soll auch helfen, die Setzkartoffeln vor dem Stecken 15min in kalten Schachtelhalmtee zu legen. Die erste Brennnessel-Beinwelljauche habe ich diese Woche angesetzt. Ich mische gerne Beinwell dazu, um eine Stickstoffüberdüngung zu vermeiden. Zu viel Stickstoff schwächt das Blattgewebe.
- Beobachten: Wichtig ist es im Falle des Falles den kleinsten Befall sofort zu erkennen um handeln zu können.
Methoden, die ich vorerst nicht vorhabe anzuwenden und warum
- Fruchtwechsel: Dauersporen der Kraut- und Braunfäule können auch im Boden lange überdauern. Deshalb kann es sinnvoll sein den Standort der Tomaten zu wechseln. In der Regel ist das nicht so einfach möglich, weil die Tomaten unter einem fest installierten Dach immer im gleichen Beet angebaut werden. Ich habe den Standort meiner Tomaten gewechselt und trotzdem hat die Kraut- und Braunfäule wieder zugeschlagen. Da lasse ich die Tomaten zukünftig lieber unter meinem Dach und setze auf Pflanzenstärkungsmittel.
- Keine Kartoffel-Tomaten Mischkultur: Diese Empfehlung geht sogar so weit, dass man Kartoffeln nicht im gleichen Garten anpflanzen soll. Aber was ist, wenn der Nachbar Kartoffeln anbaut oder ein Kartoffelfeld in der Nähe ist? Da kann man den Einflug der Kraut- und Braunfäule dann kaum verhindern. Ich werden weiterhin Kartoffeln und Tomaten in meinem Garten anbauen und bei beidem auf Pflanzenstärkungsmittel setzen.
- Blattwerk mit Algenkalk oder Gesteinsmehl bestäuben: Beides trocknet den Pilz aus. Die Behandlung soll ab Mitte Mai wöchentlich wiederholt werden. Das ist mir zu aufwändig. Außerdem habe ich weder Algenkalk noch Gesteinsmehl in meinem Garten.
Zusammenfassend sind gesunde, robuste und gepflegte Pflanzen das Wichtigste, um der Kraut- und Braunfäule vorzubeugen. Allerdings muss auch das Wetter mitspielen. Bei Dauerregen helfen die besten Mittel nichts.
Hilfe, die Kraut- und Braunfäule hat zugeschlagen! Was jetzt?
Beobachten und bei den ersten Anzeichen schnell handeln! Aber bloß nicht zu schnell. Ruhe Bewahren ist wichtig. Man muss nicht bei den ersten Anzeichen gleich die ganze Pflanze herausreißen.
Bei kleinen Schäden und gutem Wetter kann sich die Pflanze wieder erholen. Infektionsstellen werden von gesundem Gewebe überwachsen. Bleiben die Temperaturen allerdings kalt, ist Vorsicht geboten. Die Pflanze wächst kaum, fühlt sich nicht wohl und hat wenig Kraft um gegen die Kraut- und Baunfäule anzukämpfen.
- Infiziertes Blattwerk entfernen: Sobald man die ersten Stellen mit Kraut- und Braunfäule sieht, muss das Blatt entfernt werden. So können sich keine neuen Sporen bilden, die weitere Pflanzen infizieren. Auch überschüssiges Blattwerk sollte entfernt werden, um eine bessere Durchlüftung zu gewährleisten.
- Pflanzenstärkung: Wenn man nicht eh schon vorbeugend mit Pflanzenstärkungsmitteln gearbeitet hat, sollte man spätestens jetzt darauf zurück greifen. Bei meiner Mama hat letztes Jahr bereits einmaliges Gießen mit Brennesseljauche geholfen, die Verbreitung der Kraut- und Braunfäule zu verlangsamen.
- Behandlung mit Natron/ Backpulver: 8g Natron auf 1l Wasser mischen und die Pflanzen alle 2-3 Tage besprühen. Alternativ kann auch eine dickflüssige Paste mit einem Pinsel aufgetragen werden. Natron trocknet den Pilz aus. Bei Regen sollte die Behandlung gegebenenfalls sogar täglich wiederholt werden. Mir ist das zu aufwändig, deshalb werde ich auf diese Methode nur zurück greifen, wenn ich total verzweifelt bin.
- Abwarten und Beobachten: Früchte können noch reifen ohne infiziert zu werden. Ich habe letztes Jahr die Pflanzen fast komplett entblättert und zum Test ein paar Tomaten hängen lassen. Viele sind noch am Stock gereift. Erst wenn das „Schwarz“ der Braunfäule den Stängel umfasst, stirbt die Pflanze oberhalb ab.
- Wenn alles aussichtslos erscheint oder man für mehrere Tage in den Urlaub fährt und nicht beobachten kann: Tomaten unreif ernten und nachreifen lassen. Gegebenenfalls leidet das Aroma etwas darunter. Aber besser etwas weniger Aroma als keine Ernte.
Ich drücke euch und mir die Daumen, dass dieses Jahr ein gutes Tomatenjahr wird.