In den letzten Monaten habe ich meine ersten Erfahrungen beim Säen, Pflanzen und Ernten gemacht. Diese möchte ich mit euch teilen. Obwohl ich diverse Gartentutorials angeschaut bzw. gelesen habe, hat trotzdem nicht alles auf Anhieb funktioniert. Die Umsetzung ist halt doch oft nicht so einfach und dazu kommt, dass jeder Garten anders ist, z.B. durch unterschiedliche Klimabedingungen und Bodenbeschaffenheit.
Eines vorneweg: Trotz aller Problemchen bereue ich nicht, dass ich mir so viel Gartenarbeit „aufgehalst“ habe. Der Garten und die Natur geben einem auch sehr viel zurück.
Säen und Anzucht
- In meinem Beitrag „Kleiner Samen Hoffnung“ habe ich bereits über meine Schwierigkeiten beim Säen berichtet. Daraufhin wollte ich wissen wie die Keimblätter der Gemüsesorten aussehen, die ich als Direktsaat ausbringen möchte. Gesagt, getan: ich habe in die Kästchen von meinem Saatkasten verschiedene Gemüsesorten gesät. Sie haben auch gekeimt, haben aber sofort sehr lange Hälse bekommen und sind zum Teil auch umgefallen. Ich hatte die Saatkiste aber an der gleichen Stelle stehen, an der ich im März bereits Salat und Kohlrabi erfolgreich vorgezogen hatte. Die Anzucht von Grünkohl und Rosenkohl im Mai war auch nichts so erfolgreich (rechtes Bild).
Was könnte passiert sein? Zur Zeit der Anzucht im März hat viel die Sonne geschienen, im April und Mai war es eher trüb. Somit eignet sich meine Fensterbank wohl nur zur Anzucht bei sonnigem Wetter. Nicht umsonst wird oft von der Anzucht auf der Fensterbank abgeraten. Wie dem auch sei, bei vielen Bekannten funktioniert die Anzucht auf der Fensterbank besser, bei mir halt nicht so gut. Da muss ich mir für nächstes Jahr eine Lösung überlegen. Einen Großteil der langhalsigen Keimlinge konnte ich sogar noch retten, indem ich sie einfach tiefer in die Erde gesetzt habe, sogar die Radieschen haben noch ein Knolle ausgebildet.
- Ich habe Kohlrabi „Superschmelz“ sowohl im Gewächshaus direkt gesät, als auch vorgezogen und gepflanzt. Bei beiden Varianten habe ich Exemplare im Beet, die umfallen. Die Stiele scheinen noch zu schwach zu sein um das Blattwerk zu halten. Da die direkt gesäten Kohlrabipflanzen auch umfallen, kann es eigentlich nicht daran liegen, dass ich sie nicht tief genug gepflanzt habe. Eine Bekannte sät die gleiche Kohlrabisorte und hat keine Probleme. Liegt es am Saatgut? Am kalten Wetter? An meinem Boden? Ich weiß es nicht. Ich habe die Pflänzchen mit einem Stock gestützt und mittlerweile bleiben sie auch stehen. Falls jemand von euch weiß woher das Problem kommen könnte, bin ich für jeden Hinweis dankbar. Ich beobachte das mal weiter und halte euch auf dem Laufenden.
- Um mir das Ausdünnen nach der Keimung zu sparen, wollte ich die Samen gleich in dem Abstand säen, den die Pflanzen später zum Wachsen brauchen. Meine Samen waren frisch, die Keimrate sollte also hoch sein und somit kaum Lücken durch nicht gekeimte Samen entstehen. Bei den Gemüsearten mit verhältnismäßig großen Samen (Radieschen, Kohlrabi, rote Beete und Mangold), die man auch etwas tiefer (1-2cm) sät, hat das auch sehr gut funktioniert. Für die Gemüsearten mit verhältnismäßig kleinen Samen (Karotten, Kerbel, Schnittsalat) habe ich ein Saatband gebastelt. Hier war die Keimrate sehr gering. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Vögel die Saatbänder und später auch einen Teil der Keimlinge herausgepickt haben. Für diese Gemüsearten muss ich mir definitiv eine andere Saatstrategie überlegen.
- Ich habe rote Beete und Mangold direkt ins Beet mit ausreichendem Abstand gesät. Beide gehören zu der Pflanzenfamilie der Gänsefußgewächse. Was mir nicht klar war ist, dass aus einem Samen mehrere Pflanzen wachsen können. Somit kommt man um das Ausdünnen gar nicht drum herum. Als ich es das gemerkt habe, war es schon zu spät. Beim Versuch auszudünnen würde ich die ganze Pflanze ausreißen. Ich lasse die Pflanzen mal weiterwachsen, vielleicht bilden die roten Beete trotzdem eine Knolle aus.
- Es dauert gefühlt echt lange (5-6 Wochen) bis die gesäten Pflanzen von Salat und Kohlrabi mal so groß sind, wie die, die man in der Gärtnerei kaufen kann. Irgendwie macht es da mehr Spaß einfach Setzlinge zu kaufen, dann sieht man schneller einen Erfolg. Aber es ist natürlich auch toll zu sehen, wie aus einem kleinen Samen eine große Pflanze wird.
Pflanzerde
Mit der Erde, in die ich meine Paprika- und Tomatenpflänzchen pikiert habe, habe ich bisher wohl den größten Fehler gemacht. Ich habe die Erde genommen, die wir im Kompostwerk geholt haben – für die Paprika ungesiebt, für die Tomaten immerhin gesiebt. Leider fehlt dieser Erde der faserige Anteil, den Kompost und gekaufte Erden normal haben und die Erde anscheinend am verkleben hindert. Zusätzlich habe ich meine Pflänzchen bei relativ kalter Witterung zu stark gegossen. Die Erde ist zu Klumpen verklebt. An die Wurzeln ist kein Sauerstoff mehr gekommen und die Pflanzen haben nur sehr wenige Wurzeln gebildet. Zusätzlich wird in diversen Gartenblogs erklärt man muss schon die kleinen Pflänzchen düngen, das war dann wohl zu viel des Guten. Die Blätter der Paprika haben sich gewellt und die Pflänzchen sind nicht mehr gewachsen. Das langsame Wachsen kann zwar auch am kalten Wetter gelegen haben, aber bestimmt auch an der fehlenden Wurzelbildung.
Um die Pflänzchen zu retten haben sie dann Anfang Mai neue Erde bekommen. Jetzt haben die Pflänzchen mehr Wurzeln ausgebildet. Manche schauen aber immer noch nicht so gesund aus und sind sehr klein. Ich muss wärmeres Wetter abwarten, um zu sehen, ob noch etwas daraus wird.
Setzlinge pflanzen
Mal schnell etwas säen war kein Problem. Ich habe Töpfchen mit gekaufter Anzuchterde befüllt, die Samenkörner rein, etwas gegossen und die Töpfchen beschriftet – fertig. Mal schnell etwas pflanzen hat nicht so gut funktioniert, vor allem in den neu angelegten Beeten. Der Boden war noch sehr lehmig und durch den feuchten Frühling sehr klebrig. Zur Bodenverbesserung habe ich erst Kompost eingearbeitet und anschließend ein größeres Pflanzloch ausgehoben und mit „guter“ Erde gefüllt, dass die Setzlinge einen guten Start haben. Für eine erste Düngung habe ich auf das Anraten meiner Mama hin, in das Pflanzloch etwas Rinderdung, der darf aber anfangs noch nicht mit den Wurzeln in Berührung kommen, und um das Pflanzloch etwas Hornspäne eingearbeitet. Diese Arbeitsschritte brauchen natürlich alle Zeit.
Unter dem Tomatendach war der Boden auch noch verdichtet. Beim Aufbau des Gewächshauses und des Tomatendaches musste dieses Beet leider betreten werden. Durch den Regen war der Boden feucht. Eigentlich sollte man den Boden im Frühjahr, wenn es nass ist gar nicht betreten, damit er nicht verdichtet. So gut es geht habe ich versucht die Erde zu lockern, allerdings wird es wahrscheinlich noch ein paar Jahre dauern bis der Boden mit den richtigen Maßnahmen schön locker und feinkrümelig ist. Ich hoffe die Tomaten wachsen trotzdem. Das Thema Boden finde ich sehr interessant, vor allem, weil er die Grundlage für ein gesundes Wachstum der Pflanzen ist. Deshalb wird es zu diesem Thema demnächst einen weiteren Beitrag geben.
Bei einigen Gemüsearten sollte man zusätzlich noch darauf achten, sie nicht zu tief zu setzen, vor allem Salat. Der verfault sonst am Stielansatz. Das ist mir mit ein paar gekauften Setzlingen passiert. Wahrscheinlich ist auch noch dazu gekommen, dass ich zu viel gegossen habe. Es kann natürlich auch sein, dass die gekauften Setzlinge bereits einen Schaden hatten.
Gießen
An sich sollte man meinen, dass das Gießen von Blumen nicht schwer ist. Aber man kann dabei echt viel falsch machen, wie man zum Beispiel an meinen Paprikapflänzchen gesehen hat. Tipp meiner Mama: bei kaltem Wetter brauchen die Pflanzen nur wenig Wasser. Aber was ist viel und was ist wenig? Man kann die Töpfchen etwas anheben und je nach Gewicht abschätzen wie viel Feuchtigkeit enthalten ist, aber das braucht Erfahrung. Ich war irgendwann echt verunsichert und sehr froh als ich Paprika- und Tomaten nach den Eisheiligen endlich ins Beet setzen konnte.
Während es die Paprikapflänzchen zu nass hatten, hatte es der Kohlrabi im Gewächshaus scheinbar zeitweise zu trocken. Der Kohlrabi ist aufgeplatzt, das kommt wohl hauptsächlich von einer ungleichmäßigen Wasserversorgung. Meine Zitronenverbene und meinen Gewürzlorbeer habe ich zu wenig gegossen.
Das richtige Gefühl für das Gießen muss ich erst noch bekommen.
Tiere im Garten
Es gibt natürlich auch ein paar tierische Bewohner in unserem Garten: z.B. Vögel, Mäuse, Schnecken. Die meisten würden diese wohl als Schädlinge bezeichnen. Wenn man sich mit dem Thema Permakultur und tierischen Helfer beschäftigt, stellt man schnell fest, dass jedes Tier auch seinen Nutzen hat. Vögel picken zwar im Beet rum und zerwühlen es, aber sie fressen z.B. auch kleine Schnecken und andere Insekten, die im Gemüsebeet Schaden anrichten könnten. So sind die Schnecken unter anderem wichtig, da sie Nahrung für andere Tiere sind. Ich wusste gar nicht, wie viele verschiedene Schneckenarten es gibt. Es gibt sogar „gute“ Schnecken, z.B. die Weinbergschnecken. Die fressen nämlich unter anderem die Eier anderer Schnecken. Mit ein bisschen Geduld sollte sich in einem Permakulturgarten ein ökologisches Gleichgewicht einstellen, so dass kein Tier zum Schädling wird.
Bei uns haben die Schnecken bisher noch keinen großen Schaden angerichtet. Ich gehe momentan aufgrund der Witterung fast täglich in der Abenddämmerung auf Schneckenjagd. Wenn Vögel beim Picken meinen Salat mit Erde bedeckt haben, mache ich den Salat halt wieder sauber und stelle mir vor, dass der Vogel eine Schnecke gefunden hat, die mehr Schaden angerichtet hätte. Einzig mit den Mäusen ist es noch so eine Sache. Ich gehe davon aus, dass es sich um Rötelmäuse handelt. Sie knabbern sehr gerne an jungen Pflanzen und im Nullkommanichts ist das so schön gepflanzte Beet abgeknabbert. Da ich das verhindern möchte, habe ich Mausefallen aufgestellt. So ganz bin ich mit dieser Lösung noch nicht zufrieden, weil die Mäuse das nicht überleben. Aber bisher weiß ich mir noch nicht anders zu helfen.
Mit den tierischen Bewohnern im Garten werde ich mich auf jeden Fall weiter beschäftigen und es wird bestimmt noch weitere Beiträge dazu geben.
Erste Erfolge
Mittlerweile können wir uns täglich an frischem Salat aus unserem Garten erfreuen. Salat muss ich erstmal nicht mehr kaufen. Wir haben sogar so viel, dass unsere Nachbarn und meine Schwiegereltern etwas davon bekommen. Der Salat scheint das eher kühle und feuchte Wetter zu mögen.
Ich habe hauptsächlich Pflücksalat angebaut. Der ist total praktisch. Man erntet immer nur die äußeren Blätter und innerhalb von ein paar Tagen ist der Salat (im Gewächshaus) schon wieder so groß, dass man erneut Blätter ernten kann. So kann man viel mehr ernten, als wenn man den kompletten Kopf auf einmal ernten würde. Außerdem kann man immer nur so viel Salat frisch ernten wie man tatsächlich braucht. Zusammen mit Radieschen und/oder diversen Kräutern, wie z.B. Borretsch, Petersilie, Schnittlauch oder Blutampfer, hat man schnell leckere und abwechlungsreiche Salate gezaubert.
Auch wenn mir das Säen und die Anzucht der Gemüsepflanzen einigen Kummer und Sorgen bereitet hat, so war ich doch auch erfolgreich. Meine Kürbis- und Zucchinipflanzen sind richtig schön geworden. Zwischen Aussaat und dem Bild unten rechts lagen nur 2,5 Wochen. Kürbisgewächse sind gut geeignet für so ungeduldige Gärtner wie mich 😉
Glücklicherweise ist meine Mama eine erfahrene Gärtnerin und kann mir viele meiner Sorgen nehmen. Sie ist sehr zufrieden mit dem Wachstum meiner Pflanzen. Meistens bin ich einfach zu ungeduldig.
Insgesamt überwiegen die positiven Ereignisse und die Gartenarbeit macht richtig Spaß. Wenn ich durch den Garten spaziere und mich an allem freue was so wächst, vergesse ich gerne mal die Zeit. Manchmal setze ich mich abends einfach nur kurz ins Gewächshaus und entspanne ein bisschen.