Nach den heimischen Wildobststräuchern kommt jetzt ein weiterer Lebensraum für Pflanzen und Tiere in unserem Garten dazu: eine Trockenmauer aus Naturstein. Für mich darf in einem Permakulturgarten eine Trockenmauer aus Naturstein nicht fehlen.
Hinter unseren zwei Hochbeeten fällt das Gelände leicht ab. Man konnte kaum um die Hochbeete herumlaufen und sonderlich schön sah es auch nicht aus (Bild links). Um dieses unschöne Garteneck zu einem Blickfang zu machen und den Hang abzustützen, haben wir eine Trockenmauer aus Naturstein gebaut (Bild rechts).
Diese Trockenmauer soll rein der Hangabstützung dienen und ist maximal 50-60cm hoch. Auf Grund der niedrigen Höhe und, weil nur Bepflanzung darauf geplant ist, haben wir uns entschieden, die Mauer selber zu bauen. Wie wir bei Planung und Bau vorgegangen sind, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Der Beitrag ist recht lang, weil es mir wichtig war darzustellen welche Funktionen die einzelnen Bestandteile einer Trockenmauer haben und was passieren könnte, wenn man die Empfehlungen nicht einhält. Aus Platzgründen konnten wir bei unserer Trockenmauer leider nicht alle Empfehlungen bezüglich der Dimensionierung einhalten. Ich bin aber trotzdem zuversichtlich, dass unsere Mauer halten wird.
Woraus besteht eine Trockenmauer?
Die Trockenmauer wird ohne Mörtel gebaut und muss alleine durch ihr Eigengewicht der Belastung durch Erd- und Wasserdruck sowie einer möglichen Auflast (z.B. Fußgänger) standhalten. Die nötige Standsicherheit erlangt die Trockenmauer durch ein ausreichend dickes Mauerwerk (hohes Gewicht) und durch eine leichte Neigung zur Böschung hin.
Fundament
Das Fundament ist die Basis für die Stabilität einer Trockenmauer. Durch die lose Schichtung ist die Mauer zwar etwas flexibel und verträgt leichte Setzungen des Untergrundes ohne Schaden zu nehmen, eine sogenannte Sauberkeitsschicht aus Schotter (z.B. 0/32) und Sand ist aber dennoch sinnvoll, um Unebenheiten ausgleichen zu können und die erste Steinreihe eben auflegen zu können. Das Fundament einer Trockenmauer muss nicht aus Beton sein und nicht bis in frostfreie Tiefe gehen. Auf einem gewachsenen, verdichteten Boden sollte die Fundamenttiefe ca. 1/3 der Mauerhöhe sein. In das Sandbett als obere Schicht des Fundamentes kann die erste Steinreihe gut eingedrückt werden.
Drainagerohr
Ein Drainagerohr ist nicht in jedem Fall nötig. Vor allem bei bindigen Böden sollte auf eine ausreichende Drainage geachtet werden, dass das Wasser abfließen kann. Bindige Böden (z.B. Lehm) nehmen viel Wasser auf. Wasser reduziert die Reibung zwischen den Erdteilchen und erhöht den Erddruck. Bei Frost dehnt sich Wasser zusätzlich aus und könnte die Mauer sprengen.
Natursteine
Die Natursteine bilden den sichtbaren Teil der Trockenmauer. Je nach gewünschtem Erscheinungsbild wird die Steinform, -größe und vorderseite gewählt. Unten und oben werden die größten Steine verwendet. Die unterste Steinreihe sollte so breit sein wie ein Drittel der Mauerhöhe, je nach zu erwartender Belastung gegebenenfalls auch breiter. Außerdem werden die untersten Steine etwas tiefer gesetzt, dass die Mauer nicht so leicht wegrutschen kann. Bindersteine, die bis ins Erdreich ragen, verankern die Trockenmauer mit der dahinter liegenden Erde.
Hinterfüllung
Die Hinterfüllung dient als Drainage und zur Stabilisierung der Mauer. Als Material werden wasserdurchlässige Materialien wie Schotter (am besten ohne Feinanteil) oder Kies empfohlen. Feinanteile im Schotter könnten die Poren, durch die Wasser abließen kann, zusetzen. Ist das anstehende Erdreich durchlässig genug, kann auch mit Erde hinterfüllt werden. Wird mit Erde hinterfüllt, sollte beachtet werden, dass vor allem feinkörnige Erde durch die Mauerritzen leicht ausgespült werden kann. Schotter oder Kies verhindern das Ausspülen von Erde.
Bepflanzung
Sowohl die Mauer selbst als auch die Mauerkrone können bepflanzt werden. Das Wurzelwerk hält die Mauer und die dahinterliegende Erde zusammen. Die Bepflanzung in den Mauerritzen sollte direkt beim Bau erfolgen. Bei Mauern in der Sonne sollten trockenheitsresistente Pflanzen ausgewählt werden. In schattigen Bereichen wachsen z.B. Streifenfarne.
Wie wird eine Trockenmauer geplant?
Rahmenbedingungen zur Dimensionierung
Kann ich eine Trockenmauer selber bauen? Wie sollte der Querschnitt meiner Trockenmauer aussehen? All das ist in erster Linie davon abhängig, wie hoch die Trockenmauer werden soll und welche Nutzung auf und um die Mauer herum geplant ist:
- Höhe: Trockenmauern unter 1m Höhe kann man bedenkenlos selber nach den oberen Vorgaben dimensionieren und bauen. Ab 1m sollte man einen Fachmann ran lassen, weil der Erddruck zunehmend eine kritische Rolle spielt. Ab 2m Höhe muss sogar zur Prüfung des Erddrucks ein Statiker mit einbezogen werden. Möchte man die Mauer trotz einer Höhe von über 1m selbst bauen, könnte man sich überlegen, ob es möglich ist, eine Terrassierung einzuplanen und zwei niedrigere Mauern zu bauen.
- Länge: Die Länge ist wichtig, um die Menge an Steinen, die man braucht, zu berechnen.
- Wohin: Wie sieht das Gelände um die Mauer herum aus und wie ist der Boden beschaffen?
- Der Boden unter der Mauer hat Einfluss auf die Tiefe des Fundamentes. Je verdichteter der Boden bereits ist, desto geringer kann die Tiefe des Fundaments ausfallen und eine händische Verdichtung des Fundamentes ist ausreichend.
- Die Bodenbeschaffenheit der Böschung, die gestützt werden soll, hat einen entscheidenden Einfluss auf den Erddruck. Kiesboden erzeugt einen höheren Erdruck als felsiger Boden. Wasserdurchlässiger Boden hat einen geringeren Erddruck als ein Boden mit hohem Wassergehalt.
- Steigt das Gelände oberhalb der Mauer an, ist mit einem höheren Erddruck zu rechnen, als bei ebenem Gelände.
- Zweck: Ist oberhalb der Mauer Bepflanzung, Rasenfläche oder Terrasse geplant? Eine Bepflanzung, z.B. mit Sträuchern und Stauden, hält die Erde hinter der Mauer durch tief reichende Wurzeln zusammen. Gräser wurzeln nur ca. 15cm tief. Bei einer Terrasse ist der Schaden wahrscheinlich am größten, sollte die Mauer nicht halten. Deshalb würde ich mir vor der Dimensionierung gut überlegen, welcher Schaden (finanziell, Arbeitsaufwand, Gefahr für Menschen) entstehen könnte, wenn die Mauer nicht hält. Dementsprechend kann man entscheiden, ob man an die unteren Grenzen der Empfehlung geht und diese eventuell sogar noch unterschreitet oder ob man die Trockenmauer lieber stabiler dimensioniert, um auf Nummer sicher gehen.
Dimensionierung unserer Trockenmauer
Wie ihr auf dem Vorher-Nachher Bild bei der Einleitung gesehen habt, haben wir nicht sehr viel Platz zwischen Trockenmauer und den Hochbeeten. Die Grundstücksgrenze ist auch nicht weit entfernt und auf dem Beet oberhalb der Mauer sind zwei Aronia-Sträucher als Sichtschutz zu den Nachbarn gepflanzt. Deshalb konnte ich bei der Dimensionierung nicht alle Empfehlungen einhalten. Die Trockenmauer ist mit ca. 0,5m aber auch nicht sonderlich hoch. Unter der Mauer kommt stark verdichteter Lehm, weshalb für uns der Aufwand zu groß war, das Fundament tiefer als 15cm zu graben. Das Fundament ist ca. 30cm breit. Die unterste Steinreihe hat eine Breite von 20-25cm.
Ich gehe davon aus, dass die Trockenmauer so halten wird, wie wir sie gebaut haben. Und falls die Trockenmauer doch nicht hält, ist der Schaden nicht groß: Die Materialkosten lagen bei knapp 50€ und geschichtet war die ca. 4,5m lange Mauer zu zweit an einem Samstag Vormittag.
Gründe für das Versagen einer Trockenmauer
Warum Trockenmauern zusammenbrechen können und wie man das verhindern kann, seht ihr in den folgenden Grafiken.
Welches Baumaterial braucht man für eine Trockenmauer?
Auswahl der Natursteine
Die Natursteine, aus denen man die Trockenmauer baut, sollten in der Gegend natürlich vorkommen. So passt die Mauer in die Umgebung und die Transportkosten halten sich in Grenzen. Wir wohnen in Sigmaringen in der Nähe vom Donautal. Für das Donautal sind weiße Kalksteine charakteristisch. Deshalb haben wir für unsere Mauer Kalkstein gewählt.
Eine Trockenmauer kann aus regelmäßigen, rechteckigen Mauersteinen oder aus Bruchsteinen bestehen. Bruchsteine sehen finde ich natürlicher aus und sind auch kostengünstiger. Bei einer Trockenmauer dürfen die Steine nicht zu leicht sein und eine raue/ unebene Oberfläche der Natursteine ist wichtig. Dadurch ist die Reibung zwischen den Steinen groß und die Steine sitzen fest. Das ist wichtig für die Stabilität und Langlebigkeit der Mauer.
Wir haben die Kalksteine aus einem Steinbruch, der nur wenige Kilometer von uns entfernt ist. Dieser Steinbruch sprengt die Steine aus den Felsen. Das ist nicht ideal, weil die Steine Risse haben könnten. Der Mitarbeiter des Steinbruchs hat uns darüber informiert, dass es sein könnte, dass mit diesen Steinen die Mauer nach ca. 10 Jahren langsam auseinanderfällt. Dieses Risiko nehmen wir in Kauf. Dafür kostet eine Tonne Kalkstein dort nur ein Viertel von dem, was eine Tonne Steine in einem Steinbruch kostet, der die Steine herausbricht.
Im Steinbruch gibt es verschiedene Sortierungen an Steinen. Wir haben für die erste Steinreihe kleine Vorlegesteine (250-600mm) ausgesucht und für den Rest der Mauer größere Jurakalk-Schroppen (120-250mm). Für das Fundament und die Hinterfüllung haben wir Kalkschotter 0/32 und ungewaschenen Sand genommen.
Berechnung des Materialbedarfs
Jetzt stellt sich noch die Frage, wie viele Steine man braucht. Im Internet habe ich zwei Angaben zum Materialbedarf gefunden: Für eine Mauer mit 2m Länge und 1m Höhe braucht man ca. 1t Steine. Für eine Mauer mit 40cm Stärke ca. 1t Steine/m². Unseren Materialbedarf habe ich allerdings wie folgt berechnet:
- Nötiges Materialvolumen für Mauer und Hinterfüllung: Höhe x Länge x Breite = 0,6m x 4,6m x 0,3m = 0,83m³ Material
- Ich habe angenommen, dass ca. 1/3 davon Hinterfüllung und 2/3 davon Mauer wird: 0,3m³ Schotter und 0,6m³ Kalksteine
- Nötiges Materialvolumen für Fundament: Tiefe x Länge x Breite = 0,15m x 4,6m x 0,3m = 0,2m³ Schotter
- Für die Dichte von Schotter 0/32 und Bruchsteinen habe ich ca. 1,5t/m³ angenommen.
- Das ergibt einen Materialbedarf von ca. 0,75t Schotter und 0,9t Kalksteine
- Gegebenenfalls braucht man noch Mutterboden, um den Bereich hinter der Mauer aufzufüllen. Das war bei uns nicht nötig, da der abgetragene Boden von der Böschung zum Auffüllen gereicht hat.
Kosten für eine Trockenmauer
Mit zwei Autofuhren haben wir 0,8t Schotter und 1,1t Kalksteine geholt. Das hat für unsere Trockenmauer gereicht und es ist nur wenig Material übrig geblieben. Das Material für die Mauer hat uns nur 45€ gekostet. Eine Mauer aus in rechteckform gespaltenen Steinen würde mit Sicherheit ein Vielfaches davon kosten.
Der Arbeitsaufwand hat sich auch in Grenzen gehalten:
- Vorbereitungen: ca. 8 Stunden (Böschung abtragen und Fundament graben)
- Steine Holen: ca. 7 Stunden (Hin- und Rückfahrt und Steine von Hand be- und entladen)
- Trockenmauer Bauen: ca. 6 Stunden (Wir haben die Steine in ihrer unregelmäßigen Form gelassen und geschichtet, wie sie gekommen sind. Das ging recht schnell)
Das Werkzeug, das man für den Bau einer Trockenmauer braucht, hat ein Gärtner in der Regel zu Hause: Spaten, Schaufel, Rechen, Schubkarre, Handschuhe, Hammer und ggf. einen Meisel und etwas zum Verdichten des Fundamentes.
So haben wir unsere Trockenmauer gebaut.
Zuerst haben wir den Hang abgetragen und das Fundament (Tiefe ca. 15cm) vorbereitet. Den Schotter im Fundament habe ich mit meinen Füßen etwas verdichtet. Damit die erste Steinreihe sauber aufliegt, haben wir noch etwas Sand auf das Fundament gegeben. Für die erste Steinreihe haben wir möglichst große und ebene Steine gewählt. Flache und breite Steine für die obere Reihe haben wir während des Baus gleich zur Seite gelegt. Um die Steine zusätzlich zu verklemmen und gegen Wackeln zu sichern, waren die größeren Steine der Schotter-Hinterfüllung oder kleinere Kalksteine hilfreich. Die Hinterfüllung muss bis in die Spalten der Kalksteine gehen. Außerdem haben wir darauf geachtet, dass sich die Mauer immer etwas zum Hang hinneigt. Ab und zu nach Gefühl haben wir Bindersteine eingebaut.
Möchte man die Mauerritzen bepflanzen, sollte man dies bereits während dem Schichten der Steine machen, da man später nur schwer Erde und Wurzelballen in die Ritzen stecken könnte. Wir haben uns gegen die Bepflanzung der Mauerritzen entschieden und werden nur das Beet oberhalb der Mauer bepflanzen.
Hier sind ein paar Tipps zum Schichten der Steine für die Trockenmauer:
Hat die Trockenmauer die gewünschte Höhe, muss der obere Bereich noch mit Erde befüllt werden. Danach kann bepflanzt werden. Langfristig werden zwei Aronia- und zwei Stachelbeersträucher das Beet ausfüllen. Bis es soweit ist werden noch ein paar Jahre vergehen, deshalb dürfen hier vorerst auch noch Erdbeeren, Kräuter, Lavendel und ein paar Blumen wachsen. Ein paar polsterbildende Stauden muss ich noch pflanzen, dass der Boden möglichst bedeckt wird und Beikräuter wenig Chance haben.
Lebensraum Trockenmauer
Zwischen den Steinen einer Trockenmauer aus Naturstein bleiben Fugen und Hohlräume als Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Eine Trockenmauer ist nicht nur in voller Sonne (trocken und warm) sondern auch im Schatten (kühl und feucht) ein wichtiger Lebensraum. Droht Gefahr, können sich die Tiere schnell in den Zwischenräumen verstecken.
In der Sonne erwärmen sich die Steine nach kalten Nächten oder Wetterperioden schnell. Das gefällt nicht nur Zauneidechsen (s. Bild), sondern auch Insekten wie z.B. Schmetterlingen.
Im Schatten fühlen sich z.B. Mücken und Frösche wohl.
Ich freue mich jetzt darauf, das Leben rund um unsere Trockenmauer zu beobachten. Schmetterlinge halten sich bei Sonnenschein schon gerne bei der Trockenmauer auf.
Deine Trockenmauer sieht gut aus. Es war sicher eine Herausforderung die ungeschlagene Steine zu schichten. Wir haben auch eine Trockenmauer um die Terrasse gebaut und zwar aus fränkischen Muschelkalk. Ich habe gleich Mauerphlox und Mauerpfeffer mit rein gepflanzt. Da wir die die Hinterfüllung nur mit Erde gemacht haben, ohne Schotterdränage, ist die Mauer schon teilweise über den Winter eingestürzt. Doch bei 60 cm Höhe ist sie schnell wieder aufgebaut.
Vielen Dank für die Trockenmauer-Einleitung. Ich finde die Idee sehr cool und ich finde vor allem, dass sie sehr gut aussieht. Ich möchte gerne in meinem Vorgarten eine Betonsteinmauer bauen lassen. Sie soll so wie eine Trockenmauer aussehen, aber etwas größer und mit größeren Steinen. Für die Bepflanzung hatte ich an mediterrane Kräuter gedacht.
Ich habe nach weiteren Informationen zur Mauertrockenlegung gesucht. Ich bin stecken geblieben und habe nicht verstanden, wie und was. Aber jetzt verstehe ich alles besser.
Natursteine sind einfach mein Lieblingsprodukt für den Garten. Es verleiht auch der Terrasse einen einzigartigen Charm. Im Moment suche ich auch wieder schöne Natursteine für unsere Terrasse vor dem Haus.
Ich möchte gerne meinen Garten mit Natursteinen verschönern. Sehr gut zu wissen, dass ein gutes Fundament dafür gewählt werden sollte. Ich werde im Internet nach einem passenden Angebot suchen.
Ich bin dabei, Natursteine für meine Mauer auswählen. Nicht einfach, aber die Tipps helfen. Es ist eigentlich logisch, dass die Steine in der Gegend natürlich vorkommen sollten.
Wir möchten in unserem Garten eine Trockenmauer verlegen. Schön zu lesen, dass das Fundament der Mauer mitunter das wichtigste beim Bau ist. Wir werden uns an einen Handwerker wenden, der dies für uns übernehmen kann.
Was für eine schöne Trockenmauer aus Naturstein. Wir möchten auch Naturstein verlegen lassen. Ich finde ebenfalls gut Steine aus der unmittelbaren Umgebung zu verwenden.