Heimische Wildobststräucher im Garten

Ein Permakulturgarten soll nicht nur uns Menschen möglichst vielfältig ernähren, sondern auch den Tieren Unterschlupf und Nahrung bieten. Durch heimische Wildobststräucher im Garten kann man eine Vielzahl an verschiedenen Tieren anlocken.

Bis vor einem Jahr hätte ich mir noch nicht vorstellen können, Wildobststräucher in meinen Garten zu pflanzen, weil ich dachte sie werden viel zu groß. Jetzt will ich unbedingt möglichst viele in meinem Garten unterbringen. Warum? Sie sind ökologisch wertvoll, schnittverträglich, pflegeleicht und zum Teil sogar essbar.

In diesem Beitrag gebe ich euch einen Überblick über heimische Wildobststräucher, deren Früchte essbar sind. Den Fokus habe ich auf Wuchsform, Größe, Blütezeit und Verarbeitungsmöglichkeiten gelegt.

Gründe für heimische Wildobststräucher

Jeder heimische Wildobststrauch ist ökologisch wertvoll und somit ein wichtiges Element in der Permakultur.

Wichtig für die heimische Tierwelt

  • Heimische Wildobststräucher bringen Leben in den Garten.
    • Vögel finden Nahrung und Unterschlupf und belohnen uns mit Ihrem freudigen Gezwitscher.
    • Wildbienen finden Pollen und Nektar und bringen unsere Ohren zum Summen.
    • Schmetterlinge, Schmetterlingsraupen und viele weitere Insekten bedienen sich ebenfalls am reichhaltigen Buffet der Blüten und Blätter.
    • Im Unterholz raschelt es, weil auch kleine Säugetiere (z.B. Siebenschläfer, Mäuse) von den Früchten naschen wollen.
    • Nicht nur wir Menschen freuen uns über das Leben, sondern auch unseren Pflanzen gefällt es und sie wachsen besser.
    • Die Tiere helfen uns bei der Schädlingsbekämpfung.
  • Der ökologische Nutzen von heimischen Wildobststräuchern ist viel höher als der von fremdländischem Wildobst.
    • Heimische Wildobststräucher nutzt meist mehr als 100 Tierarten etwas.
    • Fremdländische Wildobststräucher bringt meist weniger als 10 Tierarten etwas.

Wertvoll für uns Menschen

  • Sträucher sind ein wichtiges Element für die Gartengestaltung.
    • Wir können den Wechsel der Jahreszeiten miterleben:
      • Blüten im Frühjahr
      • Saftiges, grünes Laub im Sommer
      • Früchte im Sommer, Herbst oder Winter
      • Je nach Wildobstart, eine schöne Herbstfärbung
    • Sträucher haben eine dekorative Wuchsform (z.B. als mehrstämmiges Bäumchen mit überhängendem Wuchs) und bringen Struktur in den Garten.
    • Sie spenden Schatten.
  • Heimische Pflanzen sind an unser Klima angepasst und anspruchslos.
    • Sie sind winterhart.
    • Sie wachsen nicht nur in der Sonne, sondern auch im Halbschatten gut.
    • Um Schädlinge und Krankheiten muss man sich keine Sorgen machen. Sie sind robust und gesund.
    • Durch regelmäßige Schnittmaßnahmen können sie in die gewünschte Form gebracht werden.
    • Gießen und Düngen ist nicht nötig
  • Blüten, Früchte und Blätter sind auch für uns gesund und bringen Abwechslung in unsere Ernährung.
    • Blüten, Blätter oder getrocknete Früchte als Tee
    • Früchte in Gelee oder Marmelade
    • Früchte als Frischverzehr
    • Likör aus Früchten oder Blüten
    • Sirup aus Früchten oder Blüten
    • Mus aus Früchten
    • Wildobst hat oft einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Deshalb empfehle ich Wildobst gemischt mit anderen Kulturbeeren oder Obst zu verarbeiten.

Wuchsformen

Mein größter Vorbehalt gegenüber Wildobststräuchern war ihre Wuchsform. Ich dachte Wildobststräucher gibt es nur als riesigen Großstrauch oder in ausladenden Hecken. Nach genauerer Recherche im Internet und durch Blicke in andere Gärten habe ich allerdings herausgefunden, dass Wildobststräucher sehr schnittverträglich sind und mit regelmäßigen Schnittmaßnahmen so gezogen werden können, wie es in den Garten passt. So sind weder Höhe noch Breite ein Problem. Sogar ein baumähnlicher Wuchs ist möglich.

Hier noch ein paar Infos zu einer Wildobsthecke:

  • Je dichter und dorniger die Hecke, umso besser dient sie als Schutz, Unterschlupf und damit als Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere. 
  • Ein 1-2m breiter Krautsaum vor der Hecke mit Wildstauden dient zusätzlich als Unterschlupf und Nahrung für Insekten und Kleintiere.
  • Der Pflanzabstand kann abhängig vom gewünschten Sichtschutz gewählt werden. Empfohlen sind 1-2m Pflanzabstand.
  • Je vielfältiger die Hecke, desto höher ist ihr ökologischer Nutzen. Die Hecke bietet dann zu jeder Jahreszeit ein vielfältiges Nahrungsangebot (Pollen, Nektar, Früchte, Blätter) und Unterschlupf.
  • Wenn ausreichend Platz vorhanden ist, kann auch eine mehrreihige Wildobsthecke gepflanzt werden.
  • Gegebenenfalls muss ein Abstand zur Grundstücksgrenze eingehalten werden.
  • Sollten die Sträucher zu groß geworden sein, können sie auf Stock zurück gesetzt werden und treiben wieder neu aus.

Essbares Wildobst

Kornelkirsche

Die Kornelkirsche ist ein wertvoller Frühblüher. Die gelben Blüten erscheinen bereits vor dem Blattaustrieb.

Die Früchte der Kornelkirsche sind auch roh essbar. Sie sind reif, sobald sie abfallen. Unreife Früchte können eingelegt als Olivenersatz verzehrt werden. Aus den reifen Früchten kann z.B. Saft, Sirup oder Marmelade hergestellt werden.

Haselnuss

Die Haselnuss ist zwar eigentlich kein Obst, aber da es sich um einen heimischen Wildstrauch mit essbaren Nüssen handelt, habe ich die Haselnuss in meine Liste mit aufgenommen. Nicht nur die Haselnuss ist essbar, sondern auch die Knospen, Blüten und Blätter können verarbeitet werden (z.B. schokolierte Knospen, Haselkätzchen-Tee, frisch ausgetriebene Blätter im Salat).

Gewöhnliche Felsenbirne

Die Früchte der Felsenbirne sind eher süß und werden sehr gerne von Vögeln vernascht. Für uns Menschen sind Blätter und Kerne giftig. In geringen Mengen können Früchte aber auch roh gegessen werden. Gekocht sind die Früchte unbedenklich und können z.B. zu Marmelade verarbeitet werden.

Nur die gewöhnliche Felsenbirne (amelanchier ovalis) ist heimisch, die höher wachsende Kupferfelsenbirne kommt aus Nordamerika.

Schlehe

Schlehen können über Wurzelausläufer undurchdringliche Dornenhecken bilden. Was für uns Menschen und andere Säugetiere undurchdringbar ist, bietet Vögeln Schutz. Allerdings kann ich euch beruhigen: wir haben an unserer Grundstücksgrenze allerlei Wildsträucher, darunter auch Schlehen, und sie verbreiten sich nicht unkontrolliert.

Die blauen Früchte sollten erst nach dem ersten Frost geerntet werden. Die Gerbsäure, die für ein pelziges Gefühl beim Verzehr führt, wird durch Frost abgebaut. Auch bei der Schlehe sollten die fast kirschkerngroßen Kerne nicht mit gegessen werden. Ich habe die Schlehen letztes Jahr zu Sirup, Likör und Apfel-Schlehen-Marmelade verarbeitet.

Sanddorn

Der Sanddorn mag sandige Böden und ist daher vor allem in der Küstenregion von Nord- und Ostsee zu finden. Zur Befruchtung ist mindestens ein Männlein und ein Weiblein nötig.

Die Früchte können z.B. zu Saft, Fruchtaufstrich oder Tee verarbeitet werden.

Gewöhnliche Berberitze

Wegen ihrer Dornen ist die Berberitze ein wichtiges Vogelnistgehölz.

Bei der gewöhnlichen Berberitze (berberis vulgaris) sind nur die Früchte essbar, der Rest der Pflanze ist giftig. Bei anderen Berberitzearten können sogar die Früchte giftig sein.

Die Samen sollten nicht mitgegessen werden. Die Früchte sind sehr sauer, deshalb wird die Berberitze auch Sauerdorn genannt. In Saft und Gelee oder getrocknet für Tee sind die Früchte aber trotzdem genießbar.

Eberesche (Vogelbeere)

Die Eberesche wächst eher als kleiner Baum, aber auch kleine Bäume können sich in eine Hecke integrieren.

Die Blüten eignen sich für Tee. Die Früchte sind bitter und sollten nur gekocht, z.B. zu Saft oder Gelee verarbeitet werden.

Weißdorn

Bei uns ist der eingrifflige und der zweigrifflige Weißdorn heimisch. Die beiden Arten können durch ihre Blattform unterschieden werden.

Der komplette Strauch ist ungiftig. Blüten und Blätter können zu Tee, die Früchte z.B. zu Marmelade verarbeitet werden.

(Gewöhnlicher Schneeball)

Zu dem gewöhnlichen Schneeball gibt es unterschiedliche Informationen zur Giftigkeit der Früchte. In manchen Ländern werden die reifen Beeren nach dem Frost geerntet und verarbeitet. Bei uns ist der komplette Strauch als giftig eingestuft.

Sogar die Vögel scheinen die Früchte zu meiden, die Früchte hängen jetzt im Frühjahr immer noch am Strauch. Ich würde die Beeren nicht essen, finde aber die Blüten so schön, dass ich den gewöhnlichen Schneeball hier zumindest erwähnen wollte.

Schwarzer Holunder

Der Holunder war der heilige Baum der Germanen. Ich verbinde die Holunderblüten mit schönen Kindheitserinnerungen in der Natur. Holundersirup und Holunderküchle… hmn lecker. Aus den Früchten hat meine Oma Marmelade gekocht. Die Früchte sollte man nur gekocht essen.

Wildrose

Wildrosen sind viel weniger anspruchsvoll und robuster als Edelrosen. Dafür haben Wildrosen nur eine kurze Blütezeit und wachsen schnell. Die Hundsrose bildet besonders große Hagebutten, die für Marmelade oder Tee verwendet werden können. Auch die Blüten kann man zu Marmelade, Sirup oder Likör verarbeiten.

Auswahl von Wildobststräuchern

Gartenumgestaltung

Wir haben den Bereich vor unserem Haus umgestaltet.

Zuerst hatte ich vor, die freien Beetflächen für bunt blühende Staudenbeete zu nutzen. Diese tollen, bunt blühenden Staudenbeete, wie man sie auf Gartenschauen oft sieht, machen allerdings viel Arbeit, brauchen am besten volle Sonne und viel Wasser. Das entspricht für mich nicht unbedingt der Philosophie der Permakultur. Und volle Sonne haben wir in dem Bereich vor der Haustür auch nicht wirklich. Unsere Nachbarn haben sich ein bisschen Sichtschutz gewünscht. So bin ich auf die Wildobststräucher gekommen.

Meine Auswahl an Wildobststräuchern

Unmengen an Platz, so dass sich die Sträucher frei entfalten können, habe ich nicht. Die Sträucher muss ich durch regelmäßige Schnittmaßnahmen auf die gewünschte Wuchsform bringen und halten. Deshalb fallen alle Sträucher mit Dornen raus. Sträucher mit Dornen schneiden macht nämlich keinen Spaß.

  • Die Kornelkirsche erinnert mich an unseren Permakulturkurs im Mienbacher Waldgarten. Hier habe ich zum ersten mal eine Kornelkirsche gegessen und mir wurde bewusst, dass es auch andere Früchte als Johannisbeere, Kirsche, Erdbeere und Co. gibt, die man essen kann. Die Kornelkirsche soll bei uns eher baumartig wachsen und den Parkplatz etwas beschatten.
  • Der Holunder erinnert mich an schöne Stunden am Bach im Rahmen des Kinderprogramms „Der Natur auf der Spur“. Es gab Holundersirup und zur Blütenzeit Holunderküchle.
  • Als dritten Strauch habe ich lange zwischen Felsenbirne und gewöhnlichem Schneeball hin und her überlegt. Am Ende ist es die Felsenbirne geworden, weil es am Wegesrand neben Johannisbeer-Hochstämmchen, die ich noch pflanzen möchte, nicht so ideal ist, einen Strauch mit giftigen Beeren zu pflanzen. Der gewöhnliche Schneeball hat auch noch einen Platz gefunden. Er darf ein Loch in unserer Hecke am Ende unseres Grundstückes schließen.

Ein weiterer Aspekt, warum ich mich für diese Sträucher entschieden habe, ist die Blütezeit. So blüht von März bis Juli etwas vor dem Haus, es folgen die Früchte von Juli bis Oktober. Das wird hoffentlich ein reich gedeckter Tisch für die Vögel, Insekten und Säugetiere.

Beim Einkauf sollte man darauf achten, heimische Sorten der Wildobststräucher zu wählen. Es kann auch nicht schaden, wenn man sich vor der Auswahl umschaut, was um den Garten herum in der freien Wildbahn wächst. Ich habe diesen wild vorkommenden Sträuchern bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, jetzt sehe ich sie überall: Schlehe, Holunder, Kornelkirsche, gewöhnlicher Schneeball, Haselnuss, Wildrose… Schaut doch auch mal was bei euch so in freier Wildbahn wächst. Vielleicht könnt ihr ja auch ohne Garten ein paar Schlehen ernten und zu Likör verarbeiten oder Holunderblüten zu Sirup.

Exkurs: Giftige Pflanzen und Kinder

Ich lese und höre oft die Empfehlung, dass man mit kleinen Kindern keine giftigen Pflanzen im Garten haben sollte. Folgt man dieser Empfehlung ist man bei der Pflanzenwahl ziemlich eingeschränkt und ich hätte unseren bereits angelegten Garten komplett umgestalten müssen. Außerdem frage ich mich, was passiert, wenn ein Kind mal den Garten verlässt. Da ist es doch viel sinnvoller einem Kind von klein auf beizubringen, dass man in der Natur nichts essen darf, ohne vorher die Eltern zu fragen.

Es werden ohne Hintergedanken Hecken aus Thuja oder Kirschlorbeer gepflanzt – beides giftig. Kartoffel und Tomatenpflanzen sind auch giftig – nur die Früchte sind essbar. Apfelkerne enthalten wie die Kerne vieler Wildobstarten Blausäure. Deshalb geben wir unseren Kindern doch trotzdem einen ganzen Apfel zum Essen.

Mir ist es wichtig, dass mein Sohn Max die Natur mit allen Facetten kennen und schätzen lernt. Ein Kind braucht kein Zimmer voller Spielzeug. Ein Kind braucht die Natur als riesen Spielplatz und zum Entdecken. Damit das für Max gefahrlos und für mich sorglos möglich ist, muss er wissen, wovon Gefahr ausgeht. Da ist es doch am besten, im heimischen Garten mit den ersten Lektionen zu giftigen und ungiftigen Pflanzen anzufangen. Ich werde also giftige Pflanzen nicht aus meinem Garten verbannen.

Und für uns Erwachsene gilt es den gesunden Menschenverstand einzuschalten: Alles nur in Maßen, sonst kann auch das gesündeste irgendwann ungesund und giftig werden.

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