Vor ein paar Jahren bin ich in einem Youtube-Video zufällig auf die Minikiwi gestoßen. Ein leider noch ziemlich unbekanntes Obst, das durch ihre gute Frosthärte auch in Deutschland gut gedeiht. Im Supermarktregal findet man es selten. Der große Verwandte ist einfach zu populär – das finde ich schade. In dem folgenden Beitrag möchte ich euch die Minikiwi vorstellen – ich hoffe der ein oder andere von euch ist dann auch Feuer und Flamme und überlegt sich einen Platz dafür im Garten.
Informationen zur Minikiwi
Die Minikiwi stammt ursprünglich aus Süd-Nordasien. Dort ist sie als Kletterstrauch eine Begleitpflanze im Wald. Daher kommen auch ihre Bodenansprüche: ein humoser, leicht saurer und als Flachwurzler feuchter Boden. Idealerweise ist der Wurzelbereich beschattet und die Krone in der Sonne.
Die Minikiwi ist ungefähr so groß wie eine Weintraube. Innen sieht sie aus wie die große Kiwi, nur eben in klein. Schmecken tut sie auch ähnlich. Großer Vorteil: Die Haut ist so weich, dass man sie problemlos mitessen kann – mit einem Happs ist die Minikiwi im Mund – hmmmm lecker. Und gesund sind sie auch. Leider muss man nach der Pflanzung 2-3 Jahre warten bis sich die ersten Früchte bilden.
Bei uns in Sigmaringen ist es eher kühl und vor allem Winter erreichen wir oft unter -10 °C. Die große Kiwi verträgt das nicht. Die Blütenanlage bei den Kiwis werden bereits vor dem Winter gebildet. Bei den großen Kiwis erfrieren diese Blütenanlagen bei Temperaturen kleiner -10 °C. Die Blütenanlagen der Minikiwis hingegegen halten bis zu -30 °C aus.
Damit Kiwis Früchte bilden können, braucht man neben den fruchtbildenden weiblichen Pflanzen auch mindestens eine männliche Pflanze zur Befruchtung.
Minikiwi in Jofi’s Gartenreich
Standort und Rankhilfe
An der Südseite unseres Hauses hatten wir eine eher unschöne Wand. Diese war vor allem für unsere Nachbarn keine Augenweide. Deshalb wollten wir sie begrünen. Ganz im Sinne der Permakultur habe ich mich für die Minikiwi entschieden. Sie bringt Vielfalt in den Garten („Nutze und schätze Vielfalt“), ich kann etwas ernten („Fahre eine Ernte ein“) und sie erfüllt als Wandbegrünung und Ertragspflanze mehrere Aufgaben.
Die Minikiwi ist eine Schlingpflanze und braucht somit eine Kletterhilfe. Hier verlinke ich euch meinen Beitrag zum Thema Kletterpflanzen, Klettertechniken und Rankhilfen. Im linken Bild seht ihr unsere Kletterhilfe für die Minikiwis. Die weiblichen Minikiwis sollen die Wand begrünen. Die männliche Minikiwi soll ein Eingangstor in unser Gartenparadies werden.
Gepflanzt wird die Minikiwi am besten nach den Eisheiligen. So hat sie genug Zeit um bis zum nächsten Winter anzuwachsen, um dann den Frost zu überstehen.
Zugegebenermaßen ist der Standort für unsere Minikiwis nicht ganz ideal:
- In der Mittagssonne bekommen auch die Wurzeln viel Sonne ab. Deshalb habe ich sie noch mit Monatserdbeeren unterpflanzt. Zusätzlich mulche ich den Boden mit Laub. Zum Düngen bekommen Sie hin und wieder etwas Kaffeesatz. Sowohl Laub als auch Kaffeesatz sind vorteilhaft für einen leicht sauren Boden.
- Minikiwis wachsen zwar auch gut im Trog, allerdings ist der Wurzelraum in unserem schmalen Beet an der Mauer eher etwas zu klein für zwei Minikiwis. Das Pflanzloch sollte eigentlich 40x40x30cm sein und der Abstand zwischen zwei Pflanzen 2-2,5m. Das Beet ist nur 30cm breit und der Abstand nur 1,5m. Ich wollte es aber trotzdem mit zwei Sorten probieren. Nur für den Fall, dass aus einer nichts wird.
- Durch den hohen Dachüberstand kommt kein Regen an das Beet. Wir müssen also regelmäßig gießen. Ich denke aber, dass die Wurzeln mittlerweile auch unter den Weg gewurzelt haben und dort einen Teil ihres Wasserbedarfs decken können.
Wie ihr auf den Bildern oben seht, wachsen die Minikiwis trotz der genannten Kompromisse üppig. Im Mai diesen Jahre gab es sogar schon die ersten Blüten. Leider hat die männliche Minikiwi etwas später geblüht als die beiden weiblichen und es wurden nur wenige Blüten befruchtet. Ich hoffe, das lag nur an dem kühlen Frühjahr und ist nächstes Jahr wieder anders. Der Wurzelbereich der männlichen Kiwi liegt etwas mehr im Schatten. Falls das das Problem ist, muss ich eventuell noch eine weitere männliche Pflanze an einem vorteilhafteren Ort in unserem Garten unterbringen. Der Abstand zwischen den männlichen und weiblichen Kiwis kann scheinbar sogar 20-25 m betragen.
Bisher haben wir unsere Minikiwi nicht geschnitten. Da sie auch die Wand begrünen soll und der Fokus nicht nur auf dem Ertrag liegt, werden wir das auch erst einmal so lassen. Gegebenenfalls werden wird das Rankgerüst noch erweitern, damit die Minikiwis weiter nach oben wachsen können. Bis 6m können die Ranken hoch werden.
Sortenauswahl
Wer die Wahl hat, hat die Qual – so ist es auch bei der Minikiwi. Mittlerweile gibt es viele Züchtungen, die sich u.a. in Farbe der Früchte und Erntezeitpunkt unterscheiden.
Für mich war die Entscheidung dann nicht ganz so schwer. Ich wollte eine Sorte mit roten Früchten und eine Sorte mit grünen Früchten. Außerdem sollten sie möglichst früh reifen, weil bei uns in der Regel sowieso alles relativ spät dran ist. Dazu kam noch, dass Anfang April schon einiges ausverkauft war. Bestellt habe ich die weiblichen Sorten bei kiwiri.de, weil die Weiblichen in der Gärtnerei bei uns in der Nähe gerade ausverkauft waren.
- Scarlet September: rot, frühreifend (Ende August, Anfang September)
- Lucy: grün, spätere Reife (Mitte-Ende September)
Erste Ernte
Ich habe mich sehr gefreut, dass wir bereits nach zwei Jahren die ersten Früchte der Sorte Scarlet ernten konnten. Die Sorte Lucy hatte auch schon viele Blüten. Allerdings war der Blütezeitpunkt vor der männlichen Kiwi – keine Blüte wurde befruchtet. Im Oktober haben sich die Blätter der Minikiwi leuchtend gelb verfärbt und sind dann abgefallen. Welche Überraschung – unter den Blättern haben sich noch ein paar schön süße rote Früchte versteckt. Kleine Naschkatzen können am Boden auch noch auf die Suche nach den letzten Erdbeeren des Jahres gehen.
Unsere erste Minikiwi-Ernte war natürlich sofort gegessen. Zum Glück haben wir Bekannte („Zone 6“), bei denen ich noch eine größere Menge Minikiwis zur Weiterverarbeitung ernten konnte.
Unterwegs in Zone 6
Ihr fragt euch sicher „Was ist denn Zone 6?“. In der Permakultur teilt man seinen Garten in die Zonen 1-5 ein. So habe ich zum Beispiel meinen Garten in Zonen eingeteilt. Die Zone 6 geht über den eigenen Garten hinaus: zu Freunden und Bekannten. Das ist nicht nur zum Wissensaustausch gut, sondern auch um überschüssige Ernte zu teilen. Pro Pflanze kann man 8-22 kg Minikiwis ernten. Das schafft man kaum alleine zu verarbeiten.
Wir haben Bekannte am Bodensee, die ein riesiges Gartengrundstück haben. Im Sommer war ich schon dort und habe Trauben und Kornelkirschen bekommen. Zufällig steht dort auch eine Minikiwi, die reichlich Früchte trägt. Vom Aussehen her könnte das die Sorte „Waiki“ sein (grün mit roten Bäckchen). Dieses Jahr habe ich im Oktober wieder einen Ausflug dorthin gemacht und mir eine Schüssel voll Minikiwis geerntet. Zusätzlich habe ich noch ein paar letzte Tomaten und einen Kürbis bekommen. Ich wurde wie immer herzlich empfangen, so hat sich dieser Ausflug nicht nur für die Ernte gelohnt. Einen Teil der Minikiwis haben wir frisch gegessen, ein paar habe ich eingefroren für Kuchen oder Eis und aus dem Rest habe ich zusammen mit Äpfeln eine leckere Marmelade gekocht.
Mir ist die Zone 6 mittlerweile sehr wichtig geworden. Es gab eine Zeit, da wollte ich am liebsten alles selbst in meinem Garten haben. So ist man unabhängig und muss bei niemandem nach irgendwelchen Sachen betteln. Schnell habe ich gemerkt, dass das aus Platzgründen nicht geht und es ist auch gar nicht nötig. Wir haben genug Bekannte, die sogar von sich aus einen Teil ihrer überschüssigen Ernte anbieten. So werde ich über das Jahr nicht nur mit Minikiwis versorgt, sondern z.B. auch mit Quitten, Äpfeln und Sauerkirschen. Teilweise koche ich das dann auch mit Freunden zusammen ein. „Miteinander Füreinander“ – Das geht in der heutigen Wohlstandsgesellschaft leider immer mehr verloren. Dabei macht Teilen oder Unterstützung und Hilfe doch beide Seiten glücklich.